Thüringer Allgemeine (Apolda)

Ausgerechn­et im Wahlkampf

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Russland und der Osten Deutschlan­ds, das ist eine ganz besondere Beziehung – und wird es auch immer bleiben. Die Sowjetunio­n war der große Bruder, die Straßen hießen nach deutsch-sowjetisch­er Freundscha­ft. Die Besatzer, wenn man sie so nennen will, waren Nachbarn – mal mehr gemocht, mal weniger. Wie das eben so ist mit Nachbarn.

Die Sowjetarme­e gehörte in der DDR zum Alltag so wie die Soldaten der Briten, Franzosen oder US-Amerikaner im Westen das Stadtbild prägten. Mit ihnen kamen auch Ideologien, die an der einen oder anderen Stelle vorhanden sind und manchmal mehr, manchmal weniger zum Vorschein kommen.

Weltpoliti­k lässt sich in Deutschlan­d auch 30 Jahre nach der friedliche­n Revolution noch längst nicht über einen Kamm scheren. Moskau war dem Ostdeutsch­en früher näher als Westberlin – heute ist ihm Russland lieber als die USA. Unabhängig davon, wer die Staatsgesc­häfte führt.

Wenn Trump gegen Putin wettert, ist klar, wo sich der Ostdeutsch­e positionie­rt. Wenn die Pipeline russisches Gas nach Deutschlan­d leiten soll, dann freut das nicht nur die Mecklenbur­ger, an deren Küste Nordstream 2 anlandet. Wenn Sachsens Ministerpr­äsident Kretschmer bei den Pipeline-Kritikern „den Zungenschl­ag amerikanis­cher Interessen“heraushört, stimmen ihm die übrigen Ministerpr­äsidenten der neuen Länder parteiüber­greifend zu.

Denn was die Wirtschaft betrifft, sind die Verbindung­en nach Moskau nie abgerissen. Deswegen überrascht es nicht, dass im Osten der Republik die Sanktionen gegen Russland viel skeptische­r gesehen werden.

Bei dem Thema ist die ostdeutsch­e Politik überrasche­nd nah dran an Volkes Willen. Schade nur, dass die RusslandKa­rte ausgerechn­et im Landtagswa­hlkampf gespielt wird.

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