Thüringer Allgemeine (Apolda)

Wer abgehängt ist, geht selten wählen

TV-Talk „Am Anger“über starke Grüne, Protest- und Nichtwähle­r sowie die Zukunft der SPD

- Von Hanno Müller

Kann man aus den Ergebnisse­n der jüngsten EU- und Kommunalwa­hlen bereits Rückschlüs­se über die Landtagswa­hlen in Thüringen im Herbst 2019 ziehen? Jede Wahl habe ihre eigene Dynamik, sagen die Experten beim TA-Talk „Am Anger“, der heute Abend beim Erfurter Regionalse­nder Salve TV ausgestrah­lt wird. Die gleichen Wähler, die bei der EUWahl AfD wählten, würden bei Befragunge­n angeben, dass sie sich im Land für die Linken entscheide­n, sagt Hermann Binkert vom Meinungsfo­rschungsin­stitut Insa-Consulere. Selbst im kleinen Thüringen gebe es inzwischen große regionale Unterschie­de im Wahlverhal­ten. Matthias Quent vom Jenaer Institut für Demokratie und Zivilgesel­lschaft warnt davor, AfD-Wähler als Protestwäh­ler abzutun. Man müsse genau hinsehen, wogegen protestier­t werde.

Die TV-Runde rechnet mit einer zunehmende­n Fragmentie­rung der Parteienla­ndschaft. Die niedrige Wahlbeteil­igung mache selbst große Parteien zu Scheinries­en. Zwölf Prozent der Wähler würden sich für Parteien unterhalb der Fünf-ProzentMar­ke entscheide­n. Hinzu kämen viele Nichtwähle­r vor allem da, wo die soziale Lage schwierig und die Arbeitslos­igkeit hoch ist. „Die sozial abgehängt sind, gehen selten wählen“, sagt Matthias Quent.

Die Zukunft der SPD sieht die TV-Runde derzeit vor allem in der Konstellat­ion Rot-Rot-Grün. Möglich mache dies das Erstarken der Grünen, so Hermann Binkert. Wie anfällig auch die große Volksparte­i CDU für kleine Störungen ist, habe jüngst das Rezo-Video gezeigt.

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FOTO: SASCHA FROMM Expertenru­nde mit Hermann Binkert (links) und Matthias Quent bei Salve TV.

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