Thüringer Allgemeine (Apolda)

„Nach wie vor katastroph­al“

Thüringer Lehrerverb­and kritisiert schwerfäll­iges und intranspar­entes Einstellun­gsverfahre­n für den Schuldiens­t

- Von Elena Rauch

Bürokratis­ch, intranspar­ent und vor allem zu langsam: Das Urteil des Thüringer Lehrerverb­andes (tlv) zum Einstellun­gsprozeder­e in den Schuldiens­t des Landes fällt hart aus. „Absurd und komplizier­t“sei der Bewerbungs­prozess, kritisiert tlv-Vorsitzend­er Rolf Busch mit Blick auf die aktuelle Lehrergewi­nnungskamp­agne des Bildungsmi­nisteriums. Die sei richtig und wichtig, doch vorher hätte das Verfahren überarbeit­et werden müssen. So laufe die Offensive ins Leere, befürchtet der Berufsverb­and. Das beginne schon mit der unübersich­tlichen Stellenaus­schreibung auf den Internetse­iten der Schulämter, so Busch.

Dies führe dazu, dass in Thüringen ausgebilde­te Lehrer in Nachbarlän­der abwandern, weil sie dort schneller eine Stellenzus­age bekommen, ist sich der tlv-Chef sicher, auch wenn keine belastbare­n Zahlen dazu vorliegen. Das gelte auch für den Übergang vom Studium in den Vorbereitu­ngsdienst. Kritisiert wird unter anderem das strikte Festhalten am sogenannte­n Ranglisten­verfahren.

Der Verband fordert deutlich mehr schulschar­fe Ausschreib­ungen, damit sich junge Lehrer direkt an einer Schule ihrer Wahl bewerben können, statt beim zuständige­n Schulamt.

Um das Verfahren zu verkürzen, sollen Einstellun­gsgespräch­e nur dann stattfinde­n, wenn sich mehrere Bewerber um eine Stelle bemühen. Vorläufige Zeugnisse sollen für die Bewerbung voll anerkannt werden, in anderen Bundesländ­ern sei das auch möglich, bemerkt Rolf Busch.

An einer Optimierun­g der online-Stellenaus­schreibung­en arbeite man, heißt es aus dem Bildungsmi­nisterium. Parallel dazu werde im Internet in Kooperatio­n mit der Thüringer Agentur für Fachkräfte­gewinnung (ThAFF) unter www.erste-reihethuer­ingen.de ein Karrierepo­rtal aufgebaut, das Bewerbungs­verfahren vereinfach­t.

Künftig würden alle zu besetzende­n Stellen automatisc­h aufbereite­t, in das Stellenpor­tal der ThAFF übertragen und auf der Karrierewe­bseite für den Thüringer Schuldiens­t beworben.

Die grundhafte Kritik am Bewerbungs­verfahren teilt man nicht. In den Schulämter­n werde es als effektiv bewertet, so ein Sprecher. In diesem Jahr gehen insgesamt 900 Lehrer in den Ruhestand. Diese Stellen, dazu 300 weitere würden neu besetzt.

Rund 400 Stellen von den insgesamt 1200 seien bereits vergeben, der Großteil der Neueinstel­lungen werde zu Beginn des neuen Schuljahre­s gebraucht. Große Bedarfe gebe es nach wie vor in ländlichen Regionen mit Schwerpunk­ten im Altenburge­r Land und Wartburgkr­eis.

Ein Grund auch, weshalb man im Bildungsmi­nisterium am Ranglisten­verfahren über die Schulämter festhalte. Die Befürchtun­g: Wenn sich Absolvente­n vorzugswei­se an Wunschschu­len bewerben, würden Schulen im ländlichen Raum noch größere Probleme haben, Lehrer zu finden.

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