Vorsicht Wildwechsel – Handy-App hilft bei Unfällen
Deutsche Jagdverband betreibt Miniprogramm für Smartphone. Zwischenfälle mit Tieren können registriert werden
Die Dämmerung macht sich breit. Einige Kraftfahrer sind mit Abblendlicht unterwegs. Plötzlich und unerwartet funkelt ein Augenpaar auf – Reh, Fuchs, Hase oder ein anderes Wild steht auf der Straße. Alle zweieinhalb Minuten ereignet sich bundesweit ein Wildunfall. Auch auf Eichsfelder Straßen kollidieren Tier und Fahrzeug immer wieder. Entsprechende Kadaver liegen an oder noch auf der Straße.
Rosi Bötticher, Vorsitzende der Jägerschaft Worbis, erklärt, wie sich der Fahrer verhalten soll: „Wenn er das Tier rechtzeitig sieht, abbremsen.“Dazu könne gehupt und das Fernlicht eingeschaltet werden. Im Notfall, wenn das Wild plötzlich auf der Straße stehe, abbremsen und kontrolliert auf das Wild zufahren, anstatt riskant auszuweichen und in den Gegenverkehr zu fahren. Um Wildunfälle zu vermeiden, rät der Deutsche Jagdverband (DJV), die Wildwechsel-Warnschilder zu beachten und entlang von Waldund Feldränder sowie im Wald mit angepasster Geschwindigkeit zu fahren. Rosi Bötticher konkretisiert die Aussage: „Zwischen 4 und 7 Uhr sowie 18 und 22 Uhr ist besondere Vorsicht geboten und sollte langsam gefahren werden.“Die Jägerin begründet ihren Appell: Bei einer Kollision mit einem 20 Kilogramm schweren Reh und einem Fahrzeug mit 60 Kilometern pro Stunde hat das Tier ein Aufschlaggewicht von 800 Kilogramm. In dem Zusammenhang nennt sie weitere Zahlen: pro Jahr dutzende Tote, über 3000 Verletzte und eine Milliarde Euro Sachschaden durch bundesweite Wildunfälle.
Sollte es nun zur Kollision kommen, soll der Fahrer Polizei (110) oder Notruf (112) verständigen, so Rosi Bötticher. Denn ein Melden des Unfalls ist wichtig, damit dieser bestätigt werden könne und die Versicherung den Schaden ersetze. Die Polizei wüsste anhand des Standortes dann, wer der Jäger ist, um ihm wegen des Wildes zu kontaktieren. „Wichtig ist, das Tier nicht anzufassen und Abstand zu halten.“Denn ein verletztes Tier könne aggressiv werden und beißen. Sollte es sich in den Wald zurückziehen, dann auch nicht folgen. Der Jäger würde nachschauen und sich kümmern. „Wer Wild hingegen mitnimmt, macht sich der Wilderei strafbar“, betont Rosi Bötticher. Zum Wild gehören im Übrigen nicht nur Rehe, sondern auch Fuchs, Vögel, Wildkatzen, Schwarzwild und alles was in der Natur freilaufend sei. Deshalb müsse auch ein angefahrener Fuchs gemeldet werden.
Wildunfälle könne zusätzlich noch online gemeldet werden: Denn der DJV hat eine Applikation „Tierfund-Kataster“entwickelt, in die Unfallort, Datum oder Wildart eingetragen und anderen Nutzern zur Verfügung gestellt werden. Zur besseren Bestimmung des Tieres, kann auch ein Foto hochgeladen werden. Diese Anwendung für das Smartphone (Android und iPhone) dient nicht nur dazu, Wildunfälle zu erfassen. Es gehe auch darum, seltene Arten und Arten über die aufgrund schwieriger Erfassbarkeit nur unzureichend Daten vorliegen, zu dokumentieren. Weiter heißt es, dass es über Rehe, Hirsche und Wildschweine ausreichend Daten gebe samt Überblick, wie viele Tiere ihr Leben auf den Straßen lassen. Wenig Informationen gebe es hingegen über Hase, Igel, Marder oder Greifvögel. Denn Letztere würden gerade in den Wintermonaten zu Opfern des Straßenverkehrs. Und hier gelte es, Wissenlücken zu schließen.
Anhand der eingetragenen Daten in der App werden auch Ursache und Gefahrenschwerpunkt von Unfällen mit Wildtieren ermittelt. Rosi Bötticher erklärt dazu, dass gerade beim Bau von Ortsumfahrungen diese Zahlen gebraucht werden. Damit eben entsprechende Schilder aufgestellt, Brücken oder Unterführungen gebaut werden können. „Denn Rehe beispielsweise gehen jahrhundertelang und über Generationen hinweg immer den gleichen Weg.“Werde nun also eine neue Straße gebaut, braucht es Hilfsmittel und Zäune, um das Wild zu schützen, damit sie eben nicht plötzlich auf der Straße stehen.