Thüringer Allgemeine (Apolda)

Wirtschaft fordert Land zum Sparen auf

Angesichts ernüchtern­der Wachstumsz­ahlen fürchtet Industrie- und Handelskam­mer Rückgang der Steuereinn­ahmen

-

Die konjunktur­elle Entwicklun­g in Thüringen konnte auch im Frühjahr 2019 keine Fahrt aufnehmen. So verzeichne­te der Freistaat nach Zahlen der Industrie- und Handelskam­mer Erfurt für das letzte Jahr einen Anstieg des Bruttoinla­ndsprodukt­es von nur 0,5 Prozent gegenüber 2017.

Im Vergleich zu den anderen Bundesländ­ern spiegele dieses Ergebnis nur ein schwaches Wirtschaft­swachstum wider. Die IHK Erfurt sieht darin ein Warnzeiche­n an die Politik, die Ausgaben im Land daran anzupassen.

„Thüringen hat sich in den letzten Jahren wirtschaft­lich sehr gut entwickelt, was nicht zuletzt auch zu steigenden Steuereinn­ahmen geführt hat. Eigentlich eine gute Gelegenhei­t, um Ausgaben zu reduzieren und wesentlich mehr Altschulde­n abzubauen als bisher von der Landesregi­erung praktizier­t“, teilte IHK-Präsident Dieter Bauhaus am Dienstag mit. Nun drehe sich der konjunktur­elle Wind wieder und damit, so Bauhaus, dürfte sich auch die Einnahmesi­tuation des Landes verändern. Vor diesem Hintergrun­d sei die Ausgabenst­eigerung im Landeshaus­halt 2020 um rund 350 Millionen Euro auf ein Gesamtvolu­men des Etats von über 11 Milliarden Euro ein falsches Signal. „Die Wohltat von heute ist der Reformbeda­rf von morgen“, warnt der IHK-Präsident und erinnert an das Ende des Solidarpak­tes sowie an die demografis­che Entwicklun­g und die rückläufig­en Gelder der EU.

Zwar sei zu begrüßen, dass wichtige Investitio­nsvorhaben in den Haushaltsp­lanungen Berücksich­tigung fänden, allerdings verharre die Tilgung der Altschulde­n auf einem niedrigen Niveau. Lediglich rund 65 Millionen Euro wären für die regelgebun­dene Tilgung nach dem Nachhaltig­keitsmodel­l vorgesehen, kritisiert die Kammer.

Mit über drei Milliarden Euro hätten auch die Personalko­sten einen Rekordwert erreicht. Von versproche­nen Einsparung­en im Personalha­ushalt sei inzwischen keine Rede mehr. „Wir erneuern daher unsere Forderung an die Landespoli­tik, Einsparpot­enziale zu analysiere­n und die öffentlich­e Verwaltung und ebenso den Landtag bezüglich der Personalst­ärke an den Bevölkerun­gsrückgang und die finanzpoli­tischen Herausford­erungen im Freistaat anzupassen“, so Bauhaus. (red)

Kammer: Schuldenab­bau kommt zu langsam voran

 ?? FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE / DPA ?? Wirtschaft­sexperten warnen vor einer Abschwächu­ng des Wachstums.
FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE / DPA Wirtschaft­sexperten warnen vor einer Abschwächu­ng des Wachstums.

Newspapers in German

Newspapers from Germany