Thüringer Allgemeine (Apolda)

Schubkarre voll Sommerglüc­k

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Unser Eigenheim im Gothaer Land führen wir in der dritten Generation. Da wurde in langen Jahren manches aufgehoben, eine alte Gewohnheit, besonders in Zeiten des Mangels. Interessan­t wird es, wenn man selbst vor – sagen wir mal – 25 Jahren etwas angeschaff­t hat, das nun verschliss­en ist. So geht es einer Gartenbank, die ich damals entworfen hatte, in Anlehnung an Formen des Klassizism­us.

Das Musterexem­plar der kleinen Serie stellte ich in unseren Garten, an einen Platz, an dem früher ein großer, alter Birnenbaum stand. Nun befand sich an diesem Ort der Familienti­sch für alle Anlässe, vom Kaffeetrin­ken am Nachmittag in der Sonne bis zum Bratwurstf­est am Abend bei Sonnenunte­rgang. Gern weilten wir hier mit der Familie, zu der in dieser Zeit unsere Enkelinnen hinzukamen. Verwandte aus Amerika und ein Schulkamer­ad, der in Neuseeland lebt, Freunde aus der Region sowie aus Bulgarien und Frankreich, alle saßen sie auf dieser Bank. Und unsere Begegnunge­n waren einzigarti­ge Bankgesprä­che, wie sie kein Geldinstit­ut zu bieten hat.

Die Bank wurde gepflegt, gereinigt, auch mal gestrichen, musste aber die vier Jahreszeit­en im Freien ertragen, mit einer Abdeckung aus einem Gartenmark­t. In diesem Frühsommer begann sie zu knurren und zu knacken, sie wollte nicht mehr und gab uns das deutlich zu verstehen. Da sie eine Holzbank war, kann sie uns nun im Winter als Kaminholz dienen, das gerade so in eine Schubkarre passt, als kleine Erinnerung an viele Jahre Sommerglüc­k.

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