Zehenbruch: DFB-Frauen ohne Marozsan
Die Spielmacherin fällt mindestens für die restlichen Vorrundenspiele der Fußball-Weltmeisterschaft aus
Martina VossTecklenburg versuchte, ihr öffentliches Bild der stets gutgelaunten Bundestrainerin aufrecht zu erhalten. Doch wirklich gelingen wollte ihr dies im nordfranzösischen Valenciennes einen Tag vor dem zweiten Vorrundenspiel bei der WM heute gegen Spanien nicht. Denn nun musste die 51-Jährige bestätigen, was außerhalb des Mannschaftskreises befürchtet wurde: Ihre Topspielerin Dzsenifer Marozsan wird ausfallen. „Für die Vorrunde sicher“, wie Voss-Tecklenburg sagte. Aber der Ton und das Mienenspiel der Bundestrainerin ließen erahnen, dass es auch bei erfolgreichem Weiterkommen eng werden könnte für Deutschlands beste Fußballerin.
Was zunächst nach einer Knöchelverletzung durch einen Tritt im Spiel gegen China (1:0) aussah, stellte sich zusätzlich als Bruch des linken mittleren Zehs heraus. „Es war ein Schock. Das ist bitter für uns als Team, aber auch persönlich für Dzsenifer. Für sie war es ein besonderes Turnier“, sagte Voss-Tecklenburg.
Die 27-jährige Marozsan spielt für Olympique Lyon, gewann mit dem Club dreimal die Champions League und dreimal die französische Meisterschaft. Sie ist der Star im deutschen Team. Eine begnadete Technikerin mit guter Übersicht, die Pässe wie an der Schnur gezogen schlagen und Schüsse hart wie Abrissbirnen aufs gegnerische Tor jagen kann. Vor dem Turnier sagte die zudem dreimal als beste Fußballerin der französischen Liga ausgezeichnete Spielmacherin: „Es ist mein Traum, das WM-Finale in Lyon zu spielen.“
Ein Unterfangen, das nun ernsthaft in Gefahr gerät. Nach dem Stotterstart gegen China ist das Duell mit Spanien wohl das Spitzenspiel um den Sieg in der Gruppe B und damit um einen vermeintlich leichteren Gegner im Achtelfinale. Wie die deutsche Elf auf den Ausfall reagieren wird, ließ Voss-Tecklenburg offen, betonte aber: „Dzsenifer kann man nicht ersetzen.“
Dass es auch so personelle Veränderungen gegeben hätte, räumte die Bundestrainerin ebenfalls ein. „Nicht nur wegen der Verletzung von Dzsenifer Marozsan, sondern auch wegen unserer Beobachtungen aus dem China-Spiel.“Sara Doorsoun könnte nach bösen Fehlpässen ihren Platz in der Abwehr räumen, die eingewechselte 17-jährige Lena Oberdorf dürfte nach überzeugender Leistung eine Kandidatin für die Startelf sein.
Und Dzsenifer Marozsan? Die trainiert in Frankreich individuell und versucht weiter alles, um doch noch einmal ihr Trikot mit der Nummer zehn bei diesem Turnier überstreifen zu können.