Der Praxistest steht noch aus
Ein Schulgesetz, das es allen recht macht, muss noch erfunden werden. Erst recht in Wahljahren. Das Bildungsthema betrifft zu viele Menschen, auch Eltern und Großeltern sind Wähler. Und es ist zu viel liegen geblieben in den vergangenen Legislaturen, das lange Aussitzen rächt sich, Schulpolitik gleicht auf weiten Strecken einer Mangelverwaltung. Gleichzeitig wachsen die Herausforderungen, denen sich Schule zu stellen hat.
Es gibt nur wenige Gesetzesprojekte, deren Werdegang so kontrovers und emotional öffentlich ausgetragen wurde, wie dieses. Darüber, wie Inklusion in der Praxis gelingen kann, dann entzündete sich die Debatte an der Frage nach der Zukunft der Dorfschulen im kleinteiligen Thüringen. Faktisch bis zur letzten Minute wurde verändert, nachgebessert, verworfen.
Es ist vieles in den vergangenen zwei Jahren auf den Weg gebracht worden. Bis das greifen kann, bis kein Unterricht mehr in Größenordnungen ausfällt, bis spürbar mehr junge Lehrer an die Schulen kommen, wird es dauern. Rot-Rot-Grün hat mit dem Gesetz Antworten vorgelegt, ob sie aufgehen, muss die Praxis erst noch beweisen.
Denn die Kontroversen, ob und wie zum Beispiel die Kooperationen funktionieren, ob die Vorgaben zur Inklusion aufgehen, bleiben. Die Opposition hat dagegen votiert, in den Kommunen gibt es starke Vorbehalte, Eltern äußern Zweifel.
2020, wenn das Gesetz in Kraft tritt, ist der Theaterdonner des Wahlkampfes verhallt. Dann wird man hoffentlich in der Bildungspolitik zu mehr Sachlichkeit und Konstruktivität von allen Seiten finden, egal wie die Karten dann gemischt sind. Schulen brauchen Verlässlichkeit, klare Perspektiven, um für die Schüler die Orte zu sein, wo bestmöglich die Weichen für ihre Zukunft gestellt werden. Und nur darum geht es.