Thüringer Allgemeine (Apolda)

So wenige Menschen wie 1905

Die Bevölkerun­g in den neuen Bundesländ­ern schrumpft immer stärker

- Von Gerald Müller

Das Ifo-Institut in Dresden hat ermittelt, dass die Einwohnerz­ahl in Ostdeutsch­land auf den Stand des Jahres 1905 zurückgefa­llen ist. Zugleich, so die Erhebung, würden auf dem Gebiet der alten Bundesrepu­blik so viele Menschen wie nie zuvor angesiedel­t sein.

1905 haben in Ostdeutsch­land 13,6 Millionen Menschen gelebt – das ist das Niveau des Jahres 2019. Auf westdeutsc­hem Gebiet sind mittlerwei­le dagegen mehr als 68 Millionen Menschen zu Hause – Anfang des 20. Jahrhunder­ts waren es nur 32,6 Millionen.

Laut Ifo-Forscher Felix Rösel driften die Einwohnerz­ahlen ungebremst auseinande­r. Im Osten wäre vom Rückgang vor allem zunächst der ländliche Raum betroffen, „doch insgesamt trifft es Land wie Stadt.“ Die Ausnahmen würden zumeist nur einige Universitä­tsMetropol­en darstellen, so der 31-Jährige, der seine Wurzeln im Landkreis Sonneberg in Südthüring­en hat.

Von 1949 bis zum Mauerbau 1961 hatten zahlreiche gut ausgebilde­te Menschen den Osten verlassen. In der DDR stagnierte dann die Einwohnerz­ahl. Doch völlig unterschät­zt würden bis heute die Folgen der deutschen Teilung. Die Lücke zwischen Ost und West sei seit der Wiedervere­inigung noch größer geworden, so Rösel. Das liege vor allem an wirtschaft­lichen Faktoren, die Arbeitslos­igkeit hatte zu einer vermehrten Abwanderun­g aus den neuen in die alten Bundesländ­er geführt, wobei aktuell keine genauen regionalen Daten vorliegen. Doch 1988 betrug die Zahl der Einwohner im Osten insgesamt noch 16,7 Millionen, im Westen 61,3.

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