Thüringer Allgemeine (Apolda)

Kneipenste­rben in Thüringen setzt sich fort

Trotz steigender Umsätze gingen die Erträge vieler Betriebe zurück. Personalma­ngel als großes Problem der Branche

- Von Bernd jentsch

In Thüringen geht das Kneipenste­rben weiter. Binnen Jahresfris­t hätten erneut 48 Betriebe im Freistaat aufgegeben, sagte der Hauptgesch­äftsführer des Thüringer Hotel- und Gaststätte­nverbandes, Dirk Ellinger, gestern in Erfurt.

Ein Trend, der bereits seit einigen Jahren anhält. Demnach verringert­e sich die Zahl der Restaurant­s und Gaststätte­n in Thüringen von 6819 im Jahr 2008 auf derzeit nur noch 5001. Ein Rückgang um mehr als ein Viertel binnen eines Jahrzehnts.

„Betroffen sind davon vor allem die kleinen Kneipen in den ländlichen Regionen unseres Landes, in vielen Dörfern gibt es mittlerwei­le schon gar keine Kneipe mehr“, bedauerte Ellinger die Entwicklun­g.

Er verwies auf die zahlreiche­n kleinen Unternehme­n im Gastgewerb­e des Landes. So seien etwa 95 Prozent der Lokale im Freistaat Einzelunte­rnehmen, in denen der Inhaber auch einziger Beschäftig­ter ist. „Wir müssen weiter und schneller wachsen“, forderte der Verbandsch­ef.

Mit der zurücklieg­enden Wintersais­on zeigte sich mehr als die Hälfte der befragten Unternehme­n dennoch zufrieden. Das sei insbesonde­re einem guten Weihnachts­geschäft geschuldet. „Die Menschen haben sichere Arbeitsplä­tze und steigende Einkommen und sind bereit, auszugehen und Geld auszugeben“, erklärte Ellinger. Daher seien die Umsätze der Firmen leicht angestiege­n. Erstmals habe Thüringen beim durchschni­ttlichen Umsatz je Betrieb den letzten Platz unter den Bundesländ­ern verlassen. Mit einem Wert von als dramatisch einzuschät­zen, sagte Ellinger. Demnach berichtete­n mehr als 44 Prozent der befragten Betriebe von sinkenden Erträgen, was unter anderen aus Dirk Ellinger, Gaststätte­nverband

steigenden Einkaufpre­isen für Lebensmitt­el resultiere.

Das größte Problem vieler Wirte und Hoteliers in Thüringen sei jedoch der Personalma­ngel. Immer mehr Betriebe müssten daher ihre Öffnungsze­iten einschränk­en und Gästeanfra­gen abweisen, weil ihnen die Fachkräfte fehlen.

Bildeten die Unternehme­n des Gastgewerb­es in Thüringen vor einigen Jahren noch mehr als 5000 junge Leute in verschiede­nen Berufen aus, seien es aktuell lediglich noch 1081, sagte Ellinger. Und auch diese Zahl sei nur zustande gekommen, weil man aktiv im Ausland um Lehrlinge geworben habe. So komme an der Berufsschu­le des Verbandes mittlerwei­le eine ganze Klasse aus Marokko und 120 junge Vietnamese­n erlernen den Beruf als Koch, werden Restaurant­oder Hotelfachl­eute. Im kommenden Jahr liegt das Entgelt für einen Azubi im dritten Lehrjahr bei 1000 Euro im Monat, dennoch fehlen Bewerber.

„Wenn die Einkaufspr­eise weiter so rasant steigen, passt das Schnitzel bald unter die Erbse. “

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Dennoch sei gerade die Ertragslag­e vieler Unternehme­n
228.947 Euro liegt der Freistaat jetzt knapp vor dem Saarland, in dem die Firmen auf einen Durchschni­ttswert von 226.014 Euro kommen. Dennoch sei gerade die Ertragslag­e vieler Unternehme­n

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