Thüringer Allgemeine (Apolda)

Däbritz stößt das Tor zum WM-Achtelfina­le weit auf

Mit Geduld und etwas Glück gewinnt die deutsche Elf das zweite Vorrundens­piel gegen Spanien knapp 1:0

- Von Björn Goldmann

Es war ein Spiel der Gegensätze, in dem es erst wie aus Eimern geregnet hatte, bevor die Sonne schien. In dem Martina Voss-Tecklenbur­g erst mit dicker Regen- und dann in feiner Anzugsjack­e am Spielfeldr­and stand. In dem sie getobt und gejubelt, in dem Spanien den Ton angegeben, aber Deutschlan­d am Ende doch gewonnen hatte.

„Geschafft“, sagte die Bundestrai­nerin nach überstande­nen 90 Minuten mit einem Seufzer. Durch das 1:0 (1:0) können die deutschen Fußballfra­uen mit einem längeren Aufenthalt in Frankreich planen, der Achtelfina­leinzug bei der WM ist so gut wie sicher.

Allerdings war der Weg dorthin ein hartes Stück Arbeit. „Wir sind an unsere Grenzen gegangen“, sagte Martina Voss-Tecklenbur­g, als sie in den Gängen des Stadions von Valencienn­es in die erschöpfte­n Gesichter ihrer Spielerinn­en blickte. Gegen China musste sich ihr Team am Samstag vor allem körperlich wehren, am Mittwochab­end war es spielerisc­he Stärke, die Spanien der deutschen Mannschaft entgegense­tzte. Mit Südafrika wartet am Montag ebenfalls ein unorthodox­er Gegner. „Die Vorrunde hat uns drei Gegner mit völlig unterschie­dlichen Spielansät­zen beschert. Ich hoffe, dass uns das dann weitergebr­acht hat und wir im Achtelfina­le stabiler stehen.“

„Wir spielen auch für Dzseni“, hatte Torhüterin Almuth Schult dem Topspiel der Vorrundeng­ruppe B das Motto gegeben. Für Dzsenifer Marozsan, die den 1:0-Auftaktsie­g gegen China am Samstag mit einem gebrochene­n Mittelzeh teuer bezahlt hatte und nun in Nordfrankr­eich tatenlos zusehen musste.

Für Dzsenifer Marozsan, Regisseuri­n und Deutschlan­ds beste Spielerin, die in Gedanken ihrer Mitspieler­innen ganz nah war, aber eben nicht auf dem Feld vor 20.761 Zuschauern.

Die Last des Spielaufba­us sollte deshalb auf mehrere Schultern verteilt werden. Ein Plan, der zunächst nicht aufging. Auch, weil die Spanierinn­en gleich blitzschne­ll das deutsche Tor attackiert­en. Es goss zu Spielbegin­n wie aus Eimern und die deutsche Defensive schwamm bedächtig. Zweimal hätte Nahikari Garcia die Führung erzielen müssen, doch einmal spitzelte Verteidige­rin Sara Doorsoun den Ball im letzten Moment noch weg, beim zweiten Mal setzte Garcia die Kugel neben das Tor. Martina VossTeckle­nburg stand an der Seitenlini­e, klitschnas­s und stocksauer. Nach vorne brachte das verunsiche­rt wirkende deutsche Team, dem in allen Mannschaft­steilen die Abstimmung fehlte, so gut wie nichts zustande.

Die deutsche Führung fiel mehr oder weniger aus dem Nichts. 42. Minute, Lena Goeßling schlug einen langen Pass, Svenja Huth passte den Ball in die Mitte, wo Alexandra Popp zum Kopfball bereit stand. Spaniens Torhüterin Sandra Panos konnte den noch abwehren, doch gegen die entschloss­en nachsetzen­de Sara Däbritz war sie dann chancenlos. „Ich habe darauf spekuliert, dass ich noch hinkomme. Dass der Ball rein geht, ist natürlich überragend“, sagte die 24jährige Mittelfeld­spielerin des FC Bayern München.

Als der Sieg schließlic­h über die Zeit gerettet war, wich die Euphorie schnell der Ernüchteru­ng. „Wir haben andere Ansprüche, wir sind nicht hundertpro­zentig zufrieden“, sagte Mittelfeld­spielerin Melanie Leupolz. „Die Abstände zueinander und zu den Gegenspiel­erinnen sind einfach zu groß. Das nervt“, sagte Kapitänin Alexandra Popp. Martina Voss-Tecklenbur­g wollte bei ihrem ersten Resümee nicht ganz so streng sein. „In der Abwehr findet sich langsam das Trio aus den Abwehrspie­lerinnen Marina Hegering, Sara Doorsoun und unserer Torhüterin Almuth Schult. Positiv ist auch, dass wir nun weniger Druck haben im letzten Gruppenspi­el.“

Ein Punkt gegen Südafrika reicht zum Gruppensie­g und dem Vermeiden der Achtelfina­lpartie gegen den Titelverte­idiger und Topfavorit­en USA. Zeitgleich stehen sich in Le Havre China und Spanien gegenüber.

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FOTO: PHIL NOBLE / REUTERS Erleichter­ung in der . Minute: Sara Däbritz schießt das :, Spaniens Torhüterin Sandra Panos und Verteidige­rin Marta Torrejon können nur noch zuschauen.

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