Thüringer Allgemeine (Apolda)

Das Land verwaltet

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„Keiner kann uns sagen, wir können’s nicht“: So lautet einer der Sätze, die Finanzmini­sterin Taubert bei der finalen Debatte über den Haushalt 2020 im Thüringer Landtag sprach.

Und tatsächlic­h: Rot-RotGrün kann Geld ausgeben. Gut elf Milliarden Euro stehen im Plan für das nächste Jahr, davon konnten frühere Regierunge­n nur träumen. Seit ihrem Amtsantrit­t vor viereinhal­b Jahren hat die Koalition die Ausgaben kontinuier­lich gesteigert.

Auch diesmal ist für beinahe jeden etwas dabei. Das zweite Kindergart­enjahr wird gebührenfr­ei und die Straßenaus­baubeiträg­e verschwind­en. Nebenher sprengen die Personalko­sten die Drei-Milliarden-Grenze.

Und ja, auch das stimmt: Diese Regierung hat keine Kredite aufgenomme­n. So hat sie sogar Schulden abgebaut, mehr als eine Milliarde Euro insgesamt.

Doch diese erstaunlic­he Kombinatio­n – Rekordausg­aben bei gleichzeit­iger Rekordtilg­ung – war nur möglich, weil die Koalition so viel finanzpoli­tisches Glück hatte wie keine Regierung vor ihr. Die gesamte Amtszeit fand in einer Phase der Hochkonjun­ktur statt, die sich erst jetzt abzukühlen beginnt.

Dieses Glück lässt sich RotRot-Grün schwerlich vorwerfen. Was man jedoch kritisiere­n muss: Die Koalition hat es nicht genutzt, um Thüringen zu konsolidie­ren, finanziell, personell und strukturel­l.

Die Rücklagen wurden größtentei­ls aufgebrauc­ht, derweil sich das Land dauerhafte Lasten aufbürdete. Die Reformen, die begonnen wurden, scheiterte­n ganz oder teilweise. Weder gibt es eine neue Kreisstruk­tur noch eine zweistufig­e Verwaltung.

Jenseits der Polemik der Opposition fällt darum die Haushaltsb­ilanz ambivalent aus: Dieses Land wurde von Rot-RotGrün ordentlich, aber auch ziemlich teuer verwaltet. Wenn dies Können ist, dann hat Ministerin Taubert natürlich recht.

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