Borkenkäferplage: Lage dramatisch
Landesforstausschuss fordert als Soforthilfe vom Land mindestens 13 Millionen Euro
Tilo Kummer hält die Forderungen der Waldbesitzer für berechtigt. Dass der Landesforstausschuss 13 Millionen Euro als Soforthilfe im Kampf gegen den Borkenkäfer verlangt, sei nicht unrealistisch. „Im Gegenteil, es können sogar noch mehr werden“, sagt der LinkeUmweltpolitiker dieser Zeitung.
Der Grünen-Parlamentarier Roberto Kobelt hält die Forderungen „der absoluten Höhe nach“ebenfalls für angemessen.
Am 5. Juni hat der Ausschuss, der unter anderem die Interessen von 180.000 Thüringer Waldbesitzern vertritt, einen entsprechenden Beschluss gefasst. Da Forstministerin Birgit Keller (Linke) dem Gremium vorsitzt, ist ihr all das bekannt. In einem Antrag der rot-rot-grünen Koalitionäre und des Abgeordneten Jens Krumpe zum Haushalt 2020 wird die Regierung aufgefordert, „durch Aufstockung der Förderinstrumente die Bemühungen zur Eindämmung der Katastrophe unverzüglich zu unterstützen und den Aufarbeitungszuschuss anzuheben“. Die SPD-Forstpolitikerin Dagmar Becker ist überzeugt, dass dadurch ein sofortiges Handeln ermöglicht wird. „Sollte es in diesem oder auch im nächsten Jahr einen größeren Finanzierungsbedarf geben, dann müssen wir den Weg eines Nachtragshaushalts beschreiten“, sagt sie. Auch der AfD-Abgeordnete Thomas Rudy hat für die zusätzlichen Mittel gestimmt.
Dass die Lage dramatisch ist, daran lässt der Forstausschuss keinen Zweifel: „Der Wald in Thüringen wurde durch die Winterstürme 2018, die nachfolgenden Dürre- und Hitzeperioden und anschließende Borkenkäfermassenvermehrung stark geschädigt“, heißt es. In Zahlen: 1300 Hektar Kahlflächen, 2000 Hektar stark verlichtete Wälder, Ausfälle neuer Kulturen von mindestens 500 Hektar. Die reguläre Holzerntemenge belaufe sich auf circa 3 Millionen Festmeter pro Jahr. Neben 1,1 Millionen Schadholz durch Winterstürme seien seit 1. Juni 2018 nochmals rund 1,1 Millionen Borkenkäferholz angefallen.
Die Aussichten sind sogar noch schlechter. Laut Prognose sind in diesem Jahr zwischen zwei und drei Millionen Festmeter Schadholz zu erwarten. In erster Linie sind vom Borkenkäfer laut Waldbesitzerverbandschef Wolfgang Heyn Fichten, aber mittlerweile auch Lärchen betroffen. „Es droht ein Waldverlust von historischen Ausmaßen“, befürchtet er.
Die zusätzlichen vier Millionen Euro des Landes seien „Peanuts“, sagt der fraktionslose Krumpe. „Da zum großen Teil das Holz nicht weiterverwertet werden kann, ist es notwendig, dass die Landesregierung auch Totholz für mindestens 35 Euro je Festmeter ankauft, um existenzielle Probleme für Waldbesitzer abzuwenden“, fordert er.
Ministerin Keller lässt wissen, sowohl die Förderrichtlinie als auch die Haushaltsmittel seien angepasst worden. In welcher Mindesthöhe Soforthilfen notwendig seien, könne aber erst in den kommenden Monaten in Abhängigkeit vom Witterungsverlauf und den notwendigen Maßnahmen und Antragstellungen festgestellt werden.
Der Agrarausschussvorsitzende Egon Primas (CDU) meint, weder die Landesregierung noch die übrigen Fraktionen zögen die richtigen Konsequenzen aus dieser Katastrophe.