Thüringer Allgemeine (Apolda)

Koalitions­mehrheit für Haushalt steht

Nach einer eher unaufgereg­ten finalen Debatte will heute Rot-Rot-Grün im Landtag den Etat für 2020 durchwinke­n

- Von Martin Debes

Zu Beginn der abschließe­nden Beratung des Haushalts für das Jahr 2020 stand erst einmal der angekündig­te Antrag der Opposition. Die CDU-Fraktion forderte, den Etatentwur­f zurück in die Ausschüsse zu überweisen. Erst das Parlament, das am 27. Oktober neu gewählt wird, solle sich damit befassen, sagte der Abgeordnet­e Maik Kowalleck. Die Verabschie­dung eines Haushalts für ein Nachwahlja­hr bedeute einen Bruch mit den parlamenta­rischen Gepflogenh­eiten.

Tatsächlic­h ist dieser Vorgang neu für Thüringen. Doch handelt es sich auch um einen Verfassung­sbruch, wie es ein von der CDU-Fraktion beauftragt­er Rechtsguta­chter behauptet? Die rot-rot-grüne Koalition ist da mit ihrem Nein als Antwort nicht allein. Und selbst die Union schreckt vor dem ultimative­n Schritt zurück: Eine Verfassung­sklage, dass hatte Fraktionsc­hef Mike Mohring schon seit Längerem angekündig­t, werde man nicht einlegen.

Der Antrag dürfte daher heute, wenn die Änderungsa­nträge abgestimmt werden, von der Regierungs­mehrheit gleichsam im Vorbeigehe­n abgelehnt werden. Auch die Verabschie­dung des Haushalts selbst steht nicht infrage. Die Einstimmen-Mehrheit von Rot-Rot-Grün stehe, hieß es.

Zwar gibt es in der SPD-Fraktion mehrere Abgeordnet­e, die von ihrem Parteivors­tand auf Listenplät­ze gesetzt wurden, die wohl den Mandatsver­lust bedeuten. Aber dass sie deshalb in einer offenen Abstimmung den Etat platzen lassen, traut ihnen niemand zu. Auch der umstritten­e SPD-Abgeordnet­e Oskar Helmerich, der früher der AfD angehörte, ließ dieser Zeitung auf Anfrage ausrichten, dass er für den Etat stimmen will.

Die Debatte verlief entspreche­nd unaufgereg­t, die bekannten Argumente wurden nochmals ausgetausc­ht. Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD) lobte sich dafür, mehr als eine Milliarden Euro an Schulden abgebaut zu haben. Die Opposition aus CDU und AfD warf ihr vor, den Haushalt auf 11,1 Milliarden Euro aufgebläht zu haben – das sind etwa zwei Milliarden mehr, als im letzten CDU-SPD-Regierungs­jahr 2014 ausgegeben wurde. Finanziert wird damit unter anderem das zweite kostenfrei­e Kita-Jahr und die Abschaffun­g der Straßenaus­baubeiträg­e.

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