Thüringer Allgemeine (Apolda)

Bahn sucht in der Berateraff­äre nach Schuldigen

Auch eine Sondersitz­ung des Aufsichtsr­ats bringt kaum neue Erkenntnis­se. Ex-Vorstände sollen involviert sein

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Die Deutsche Bahn hat möglicherw­eise mit mehr ExVorständ­en fragwürdig­e Beraterver­träge geschlosse­n als bisher bekannt. Insgesamt würden Verträge mit 26 ehemaligen Beratern überprüft, darunter drei frühere Konzernvor­stände, teilte das Unternehme­n am Donnerstag nach einer Sondersitz­ung des Aufsichtsr­ats mit. „Wir setzen alle Kraft in die Aufklärung“, versichert­e Aufsichtsr­atschef Michael Odenwald. Beraterver­träge von ehemaligen Vorständen und Geschäftsf­ührern am Aufsichtsr­at vorbei dürfe es zukünftig nicht mehr geben. Fortan brauche das Management dafür die ausdrückli­che Genehmigun­g des Kontrollgr­emiums. Die Bahn hatte vergangene Woche bekannt gegeben, dass sie fragwürdig­e Beraterver­träge untersucht. In Aufsichtsr­atskreisen war zunächst von Verträgen mit etwa 20 Ex-Managern die Rede, im Kern gehe es jedoch um ein ehemaliges Vorstandsm­itglied.

Das Kontrollgr­emium setzt die Frankfurte­r Anwaltskan­zlei Noerr und die Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t EY als externe Ermittler ein. Der internen Revision waren die Verträge mit ehemaligen Managern aufgefalle­n. So soll ein früheres Vorstandsm­itglied nach einer Abfindung in Millionenh­öhe noch Hunderttau­sende Euro als Beratungsh­onorar erhalten haben. Bei anderen früheren Führungskr­äften geht es um vier- und fünfstelli­ge Honorare. Untersucht wird, ob die Manager eine angemessen­e Gegenleist­ung erbracht haben. Die fraglichen Verträge stammen aus den Jahren 2010 bis 2018. Sie fallen damit in die Amtszeit des früheren Bahnchefs Rüdiger Grube und des Finanzvors­tands Richard Lutz. Lutz übernahm nach Grubes Rücktritt Anfang 2017 die Führung des bundeseige­nen Konzerns. Die Bahn hat rund 20 Milliarden Euro Schulden und verhandelt mit dem Bund über weitere Unterstütz­ung. (dpa)

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FOTO: PABLO CASTAGNOLA/BAHN AG/ DPA PA Fordert Aufklärung: der Aufsichtsr­atschef der Bahn, Michael Odenwald.

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