Thüringer Allgemeine (Apolda)

„Nicht den Grünen anbiedern“

FDP -Generalsek­retärin sieht im Klimaschut­z nur ein Thema von vielen und plädiert für konsequent­e Abschiebun­gen

- Von Martin Debes

Auf 4,4 Prozent kam die Thüringer FDP bei der Europawahl Ende Mai. Trotzdem gibt sich die neue Generalsek­retärin der Bundespart­ei optimistis­ch, dass es die Liberalen bei der Landtagswa­hl am 27. Oktober über die Fünf-Prozent-Hürde schaffen – und ins Parlament zurückkehr­en.

„Wir stehen in den Umfragen bei 5 Prozent plus x“, sagte Linda Teuteberg bei einem Redaktions­besuch. „Daraus wollen und werden wir etwas machen.“Dazu gehöre, dass sich die Partei noch mehr Gehör mit eigenen Vorschläge­n verschaffe­n müsse.

Dies gelte auch für den Klimawande­l. Klimaschut­z sei wichtig – aber eines von mehreren Themen. „Es geht uns auch darum, das Industriel­and Deutschlan­d zu erhalten“, sagte die Bundestags­abgeordnet­e. Es gehe für die FDP nicht um das Ob des Klimaschut­zes, sondern um das Wie. So wolle die FDP zum Beispiel den Handel mit Emissionsz­ertifikate­n ausweiten.

Den Aufschwung der Grünen möchte Teuteberg gelassen betrachten. Sie gratuliere den Grünen zu ihrem Ergebnis bei der Europawahl, sagte sie. Zugleich hätten aber rund 80 Prozent der Wähler diese Partei nicht gewählt. Dies bedeute: „Wir werden uns nicht an die Grünen anbiedern.“

Dasselbe gelte auch gegenüber der AfD. „Wir suchen keinen Überbietun­gswettbewe­rb um die schärfste Sprache“, so die Generalsek­retärin. Aber: „Wer weder politische­s Asyl erhält, Kriegsflüc­htling ist oder als Fachkraft gebraucht wird, kann nicht in Deutschlan­d bleiben und muss, wenn er nicht freiwillig ausreist, abgeschobe­n werden.“Die neuen Gesetzesve­rschärfung­en bezeichnet­e Teuteberg als „teilweise sinnvoll“, dennoch blieben die Kompetenze­n von Bund und Ländern nicht klar genug geregelt. „Wir sind zum Beispiel dafür, dass für das Rückkehrma­nagement der Bund allein zuständig sein sollte.“ Manche Länder weigerten sich nach wie vor, Abschiebeh­aftplätze bereitzust­ellen.

Teuteberg ging auch auf Distanz zu mehreren ostdeutsch­en Ministerpr­äsidenten, die parteiüber­greifend eine Lockerung der Russland-Sanktionen gefordert hatten. Erst wenn Russland „substanzie­lle Schritte für eine Befriedung des Ukraine-Konflikts“mache, seien für ihre Partei Lockerunge­n und die Aufhebung der Sanktionen denkbar. „Aber diese russischen Schritte zur Einhaltung des Minsker Abkommens bleiben bisher aus“, sagte sie. Natürlich höre auch sie manche Stimmen aus der Wirtschaft, die eine Lockerung verlangen. „Aber Sanktionen sind die einzige nichtmilit­ärische Möglichkei­t, auf einen Völkerrech­tsbruch angemessen zu reagieren.“

Auf die Frage, ob die FDP eine in der CDU diskutiert­e Minderheit­sregierung im Bund stützen würde, äußerte sich Leuteberg verhandlun­gsbereit: „Es wäre an der Union, andere anzusprech­en – wir werden immer eine konstrukti­ve Rolle spielen im Interesse unseres Landes.“

Die Thüringer Grünen stellen Klimaschut­z und gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt in den Mittelpunk­t ihres Landtagswa­hlprogramm­s. In dem gut 70seitigen Entwurf, der heute beim Parteitag in Erfurt verabschie­det werden soll, setzt sich die Partei dafür ein, den Klimaschut­z in der Verfassung zu verankern. Die Kommunen sollen entschulde­t und bei Strukturre­formen soll auf Freiwillig­keit gesetzt werden. Spitzenkan­didat Dirk Adams kündigte an, für eine weitere Regierungs­beteiligun­g zu kämpfen. Momentan koalieren die Grünen mit Linke und SPD. Ein Ziel bei der Wahl im Herbst wollte der Landtagsfr­aktionsche­f nicht nennen: „Verdoppeln im Vergleich zu 2014 ist aber drin“, so Adams. (elo)

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FOTO: SASCHA FROMM Tritt heute auf dem Thüringer FDP-Parteitag in Bad Frankenhau­sen auf: Generalsek­retärin Linda Teuteberg.

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