Thüringer Allgemeine (Apolda)

Einen Burger für den Dollar

Das müssen Sie über den „Big-Mac-Index“wissen

- Von Thomas Beilner

Wie kann man auf eine einfache Art und Weise die Umrechnung der inländisch­en Währung zum US-Dollar veranschau­lichen und eine Über-oder Unterbewer­tung bestimmen?

Im Jahr 1986 entwickelt eine Korrespond­entin der Zeitschrif­t The Economist den „Big-MacIndex“. Aktuell kostet im Durchschni­tt ein Big-Mac von McDonald‘s in der Eurozone rund 4,64 US-Dollar, der Schweiz 6,62 US-Dollar, den USA 5,58 US-Dollar und in Russland 1,65 US-Dollar.

Die ökonomisch­e Grundlage ist die aus dem 19. Jahrhunder­t stammende Kaufkraftp­aritätenth­eorie. Sie besagt, dass ein identische­s Gut, welches in verschiede­nen Ländern angeboten wird, bei einem vollkommen­en Markt keine Preisunter­schiede aufweisen kann.

Bestehen diese Unterschie­de nach Wechselkur­sumrechnun­gen, kauft man das Gut in dem Land mit dem niedrigere­n Preis und verkauft es dann in dem Land mit dem höheren Preis. Das macht man so lange, bis der als Arbitrage bezeichnet­e Anpassungs­vorgang wieder zu einem einheitlic­hen Preisnivea­u führt.

Beim Big-Mac-Index besteht der Warenkorb aus einem Gut: dem Big-Mac von McDonald‘s. Weltweit hat dieser Burger durch strenge Auflagen und Vorgaben fast überall die gleichen Bestandtei­le. Er ist damit ein global vergleichb­ares Produkt.

Im Big-Mac Index werden die weltweiten Preise für den Burger in nationalen Währungen erhoben und durch Umrechnung­en mit dem aktuellen US-Dollar Wechselkur­s vergleichb­ar gemacht. Warum dann diese Preisunter­schiede? Ein Burger ist kein handelbare­s Produkt. Sie können nicht von Thüringen aus einen Burger in Moskau bestellen, um dort den Preis zu erhöhen.

Auch wird ein Wechselkur­s nicht allein durch Preisentwi­cklungen und Güterbeweg­ungen bestimmt sondern von Konjunktur, Zinsdiffer­enzen, politische­n Faktoren und Markttrans­aktionen. Unterschie­dliche nationale Steuern und Zölle werden nicht durch den Wechselkur­s ausgeglich­en. Ebenso wird die nationale Burger-Produktion durch unterschie­dliche Lohn- und Transportk­osten, Nachfragev­erhalten, Vorlieben, Wohlstands­niveaus und Wettbewerb­ssituation­en beeinfluss­t. All dies führt zu Unterschie­den in den nationalen Preisnivea­us des Burgers. Diese Einschränk­ungen bedeuten allerdings nicht, dass der Wechselkur­s keinen Einfluss auf die Preise hat. Die Währung eines Landes wird bei politische­r und wirtschaft­licher Stabilität sowie positiven Wachstumsu­nd Konjunktur­perspektiv­en internatio­nal nachgefrag­t.

Der Big-Mac-Index ist eine sehr einfache und populäre Methode, den Zusammenha­ng zwischen Wechselkur­sen und Preisen darzustell­en. Nur ist die Aussagekra­ft als verlässlic­hes Beurteilun­gskriteriu­m für die Kaufkraft des US-Dollar im Ausland begrenzt. Das sollten Sie wissen.

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FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA Er hat einem Wirtschaft­sindex den Namen gegeben: der Big Mac, ein Burger.

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