Thomas Thieme rappt Michael Endes „Momo“
Live-Hörspiel mit der Jenaer Philharmonie wird zwei Mal bei der Arena-Ouvertüre in Neulobeda aufgeführt
Sehr sympathisch findet der Weimarer Schauspieler Thomas Thieme die Titelfigur in Michel Endes „Momo“. Auch wenn das Kinderbuch vor mehr als 40 Jahren geschrieben wurde, passe es doch in die heutige Zeit. „Ende beschwört die moralische Aufbruchstimmung der späten Sechziger“, sagt er. „Die grauen Herren, die die Zeit stehlen und verkaufen, sind die Bösen, und ein Straßenkehrer, ein selbst ernannter Stadtführer und das kleine, barfüßige Mädchen Momo sind die Guten.“
„Momo“ist open-air als Live-Hörspiel mit Musik am kommenden Wochenende (21. und 22. Juni) in JenaNeulobeda West als Ouvertüre zur Kulturarena zu erleben. In einer Abend- und einer Nachmittagsvorstellung erwartet die Zuhörer eine magische Verbindung von Text und Musik. So wird die Jenaer Philharmonie, verstärkt durch das AGB-Orchester der Musikschule Jena, unter anderen Werke von Weber, Bernstein, Schostakowitsch, Chatschaturjan, Schnittke und – da es ja um den Umgang mit dem Phänomen Zeit geht – „Time“von Pink Floyd spielen.
Thieme, bekannt aus zahlreichen Theater- und Filmrollen, hat mit seiner markanten Stimme schon zahllose Hörbücher eingesprochen, darunter „Huckleberry Finn“von Mark Twain. Der 70-Jährige ist immer für eine überraschende Lesart gut. In Neulobeda will er keineswegs den Märchenonkel mimen.
Zu den Vorstellungen kommen sicher auch junge, web-affine Leute, hofft er. Jene ließen sich nicht mehr im großväterlichen Märchenduktus beeindrucken. „So wie der Dramaturg Michael Dissmeier Text und Musik arrangiert hat, werde ich einige Teile davon rappen. Das Melodram, also das Erklingen von Musik mit darübergelegter Sprache, ist doch nichts anderes als Rap von früher.“Man darf gespannt sein.