Die Folgen der Billigmode
60 neue Kleidungsstücke kauft jeder Deutsche im Jahr – und wirft sie immer schneller weg. Das geht auf Kosten von Umwelt und Menschen
Tops, Sonnenbrillen oder Badehosen – angepriesen für je nur ein paar Euro. Billiganbieter für Mode und Sportartikel locken heute in vielen deutschen Städten mit häufig wechselnden Sortimenten. Kunden verlassen die Läden oft mit großen Tüten. Doch vermeintliche Schnäppchen haben ihren Preis. Sie gehen oftmals auf Kosten der Umwelt – und damit auch von Menschen. Ein Überblick. von Biobaumwolle, wenngleich sie nur einen kleinen Teil der insgesamt angebauten Baumwolle ausmacht. Schiff falle ein T-Shirt umwelttechnisch nicht ins Gewicht. Die meisten Emissionen fallen laut Untersuchungen auf den letzten Kilometern an.
Fast jedes Kleidungsstück werde innerhalb Europas mit einem Lkw transportiert, sagt Muschkiet. Der Lkw ist am schnellsten, aber auch am schädlichsten für die Umwelt. Laut Berechnungen des Umweltbundesamtes (UBA) verursacht jede Tonne Ware pro Kilometer Lkw-Transport 103 Gramm Treibhausgase. Bei der Bahn wären es 19 Gramm, bei Binnenschiffen 32.
Und der Weg zum Endkunden? Beim Onlinehandel gehören übermäßige Verpackung und Retouren zu den Umweltproblemen. Um Retouren zu reduzieren, bieten einige Unternehmen inzwischen virtuelle Anproben an oder Zusatzinformationen zur Passform. Dennoch geht bisher jedes zweite Kleidungspaket zurück, wie die Forschungsgruppe RetourenManagement der Universität Bamberg ermittelt hat. kaufe jeder Deutsche pro Jahr etwa 60 neue Teile. Die Tragezeit sei aber nur noch halb so lang wie vor 15 Jahren.
Dabei ergeben sich selbst beim Benutzen von Klamotten manchmal noch Umweltprobleme. In Outdoor-Ausrüstung etwa werden oft sogenannte perund polyfluorierte Chemikalien, kurz PFC, eingesetzt, weil diese wasser- und schmutzabweisende Eigenschaften haben. Manche dieser Stoffe sind wasserlöslich oder flüchtig und können etwa beim Waschen einer Regenjacke in den Wasserkreislauf gelangen. In der Natur können die Substanzen laut UBA aber „kaum bis gar nicht“abgebaut werden.
Manche der Substanzen gelten nach UBA-Angaben als krebserregend oder können die Fruchtbarkeit schädigen. Seit das Problem vor einigen Jahren bekannt wurde, hat sich in der Branche etwas getan. „Fast alle größeren Outdoor-Marken haben inzwischen PFC-freie Produkte im Sortiment. Aber es ist noch viel zu wenig“, sagte Manfred Santen, Chemiker von Greenpeace.
Auch bei einem weiteren Problem dauert die Suche nach Lösungen an: Es geht um kleinste Fasern aus Fleecepullis und anderen synthetischen Materialien, die sich beim Waschen lösen und in den Wasserkreislauf oder mit dem Klärschlamm auf Felder gelangen können. Sie reichern sich in der Umwelt an und werden auch von Tieren aufgenommen. Einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik in Oberhausen von 2018 zufolge ist Faserabrieb beim Waschen in Deutschland auf Platz zehn der größten Mikroplastikquellen im Land.
„Wir haben so große Mikroplastik-Emissionen, dass wir einen Großteil reduzieren müssen. Da ist jede Quelle relevant“, sagte Leandra Hamann, die am Institut an Mikroplastikfiltern für Waschmaschinen forscht. Ziel ist es, Fasern möglichst selektiv herauszufiltern, um ein schnelles Verstopfen der Filter durch Haare, Steinchen oder Sand zu verhindern. Bisher müssen Verbraucher mit Bewusstsein für das Problem in der Regel selbst aktiv werden und Produkte wie Waschbeutel anschaffen, die die Fasern zumindest teilweise zurückhalten sollen. (dpa)