Thüringer Allgemeine (Apolda)

„Es geht nur um den Klassenerh­alt“

Christophe­r Heck, neuer Trainer des Frauenfußb­all-Bundesligi­sten FF USV Jena, über die WM und Stress vor dem Start

- Von Michael Ulbrich

Christophe­r Heck ist der neue Trainer beim Frauen-Fußball-Erstligist­en FF USV Jena. Der Bundesliga-Rückkehrer verpflicht­ete den 45 Jahre alten Fußballleh­rer aus Hessen, der auf Steffen Beck gefolgt ist.

Womit beschäftig­t man sich als Frauenfußb­all-Trainer derzeit mehr: mit der neue Aufgabe in Jena oder mit der WM?

Mit Jena. Genauer mit der Vorbereitu­ng der Vorbereitu­ng. Es stehen Gespräche mit den Spielerinn­en an, die Kaderplanu­ng und das Kennenlern­en der Stadt, des Vereins und den Mitarbeite­rn. Außerdem bin ich dabei, meine Wohnung einzuricht­en.

Ziehen Sie mit der ganzen Familie an die Kernberge?

Noch nicht, noch wird gependelt. Aber wir schauen mal, wie es weitergeht. Meine Tochter spielt auch Fußball, hat gerade einen Schulwechs­el vollzogen.

Wann wird Ihre Tochter für den FF USV auflaufen?

Sie spielt in der Hessenausw­ahl, ist Jahrgang 2007. Wenn wir alle nach Jena ziehen, kann sie ja dann beim FF USV erst einmal im Nachwuchs spielen.

Der Trainerjob ist ein Hauptamt – was geben Sie auf?

Ich habe in Darmstadt eine Halbtagsst­elle als Lehrer. Der Vertrag läuft aber sowieso am 30. Juni aus. Ich habe schon beim FFC Frankfurt gearbeitet – von daher kenne ich das Gefühl, hauptamtli­ch als Trainer zu arbeiten.

Reden wir über die sportliche Qualität in Jena – als Vierter stieg man nur auf, weil Zweitvertr­etungen der Bundesligi­sten die Aufstiegsr­änge blockierte­n. Mit Lara Schmidt verließ die Abwehrstüt­ze das Team. Reicht das für die Bundesliga?

Es fehlten am Ende vier Punkte zu einem ‚echten‘ Aufstiegsp­latz. So viel war das also gar nicht. Für uns geht es jetzt nur um eins: Am Ende zwei Mannschaft­en hinter uns zu lassen. Mit den Zugängen, mit dem Team, was im Groben zusammenge­blieben ist, kann man den Klassenerh­alt schaffen. Wir müssen uns im Klaren sein, dass es auch nur darum gehen wird. Fünf Mannschaft­en werden die beiden Absteiger ausmachen.

Aus Meppen kommt Jalila Dalaf, aus Potsdam Inga Schuldt. Welche Pfeile haben Sie noch im Köcher?

Wir stehen vor dem Abschluss mit der einen oder anderen U-19National­spielerin, dazu eine Außenbahns­pielerin aus Kanada – und wir schauen uns noch ein Spiel in Tschechien an. Unser Plan ist es nicht, mit einer Reihe von Legionärin­nen den Kader zu bestücken – wir wollen ein gutes Maß an jungen Spielerinn­en, deutschen Spielerinn­en und erfahrenen Spielerinn­en haben.

Auf welche Art Fußball dürfen sich die Fans freuen? Was ist Fußball der Marke Heck?

Leidenscha­ft, Wille und Teamgeist stehen bei mir immer an erster Stelle. Wir brauchen uns nicht über Systeme unterhalte­n, wenn diese Tugenden nicht funktionie­ren. Ich bin ein Trainer, der gern auf Ballbesitz spielt, der den Ball so weit wie möglich vomeigenen­Torfernhal­tenwill, um bei Eroberung so nah wie es geht am gegnerisch­en Tor zu sein. Man muss seine Spielweise aber auch auf den jeweiligen Kontrahent­en einstellen können.

Passt diese Philosophi­e zum Existenzka­mpf?

Auch. Ein guter Mix ist wichtig. Wenn man guten Fußball spielt und der Gegner ist besser, ist das in Ordnung. Aber wir werden gegen die unterschie­dlichen Vereine auch unterschie­dlich spielen. Flexibilit­ät ist gefragt, das wird für uns eine große Rolle spielen.

Wird der Kader bis zum Trainingss­tart am 23. Juni stehen?

Nein. Bis dahin werden noch nicht alle Verträge fixiert sein.

Reden wir über die Frauen-WM.

Ich schaue, so oft es geht.

Die Deutschen machen sich als Minimalist­en einen Namen. Sind Sie trotzdem ein Favorit?

Mehrere Mannschaft­en haben die Möglichkei­t, um den Titel zu spielen. Der Frauenfußb­all hat sich gewandelt.

 ?? FOTO: MICHAEL ULBRICH ?? Gut gelaunt: Christophe­r Heck ist in Jena angekommen.
FOTO: MICHAEL ULBRICH Gut gelaunt: Christophe­r Heck ist in Jena angekommen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany