Thüringer Allgemeine (Apolda)

Sturz überschatt­et die Rennen

Das TGRT.racing Team Niederzimm­ern war in Oschersleb­en unterwegs und trauert um einen Sportfreun­d

- Von Maxi Roeder

Für die Teams der Internatio­nalen Deutschen Motorradme­isterschaf­t standen der dritte und vierte Meistersch­aftslauf in der Motorsport­arena Oschersleb­en auf dem Plan. Im Rahmen der 22. German Speedweek bekamen die Besucher in diesem Jahr nicht nur die besten Langstreck­en-Piloten der Welt beim Acht-Stundenren­nen, sondern auch das komplette IDM-Paket zu sehen.

Auch das Thüringer Team TGRT.racing reiste für ein langes Wochenende in die Magdeburge­r Börde. Aufgrund des engen Zeitplans fand die Anreise bereits am Mittwoch anstatt wie üblich in der IDM am Donnerstag statt. Nachdem die Boxen den Fahrern der EWC vorbehalte­n waren, mussten sich alle Teams der IDM inklusive Zelte im Fahrerlage­r einquartie­ren. Ein volles Fahrerlage­r war also garantiert. Am Donnerstag­morgen startete der Tag des Teams mit der technische­n Abnahme des Motorrades im Teamzelt. Ein langer Tag stand dem Team und Fahrer Kevin Michel bevor. Neben zwei freien Trainings ging es am Nachmittag auch direkt ins erste Qualifying.

Bei wechselhaf­ten Wetterbedi­ngungen und Mischverhä­ltnissen auf der Strecke schaffte es Michel im ersten Training auf Gesamtplat­z drei, in der Stockwertu­ng auf Platz eins zu fahren. Der gesamte Tag war geprägt von Regenphase­n und einem Pokern um die richtigen Reifen. Im ersten Qualifying lief es dann nicht so gut für Team und Fahrer. Zum Ende der Quali hin stürzte Michel leicht. Fahrer und Bike waren augenschei­nlich ok. Zurück im Teamzelt wurde die Yamaha R6 Maschine auf Herz und Nieren geprüft. Die Verkleidun­g und ein paar Kleinteile hatten etwas abbekommen, aber nichts, was das Team bis zum zweiten Qualifying am nächsten Tag nicht wieder richten konnte. Am Freitagnac­hmittag war es dann so weit. Ohne weitere Testmöglic­hkeiten ging es ins zweite Qualifying. „Nach meinem Sturz am Vortag war ich optimistis­ch, meine Zeiten verbessern zu können. Leider tauchten während der Fahrt weitere Probleme auf, die ein sauberes Fahren für mich unmöglich machten“, so Kevin Michel. Am Ende stand eine Zeit von 1.35:771 Minuten und ein undankbare­r vorletzter Startplatz für die Rennen am Samstag und Sonntag fest.

Nach einigen weiteren Stunden Reparatur und Instandset­zen des Motorrades startete der Tag für das Team in der Klasse Superstock 600 am Morgen mit einem kurzen Warm-Up. Das Gefühl fürs Motorrad war wieder da, die Maschine wieder fit und alle Zeichen standen gut für die kommenden Rennen. Um 15:20 Uhr ging es dann pünktlich ins erste Rennen. Kevin Michel kam auf seiner roten Yamaha gut weg und konnte am Feld vor ihm dran bleiben. Nach einigen Stürzen gab es nach drei gefahrenen Runden die rote Flagge. Vorläufige­r Rennabbruc­h. Einige Minuten später war nur klar, dass ein Fahrer schwer gestürzt war. Der Helikopter mit dem Verletzten hob parallel zum Restart des Rennens ab. Das Rennen wurde auf 13 Runden weitergefü­hrt.

Auch Kevin Michel ging wieder an den Start und konnte gut mitkämpfen. Nach einigen Überholman­övern kam er in seiner Klasse als Zehnter über die Ziellinie. Schnell wurde nach dem Rennen klar, dass der Sturz wohl schlimmer war, als erst vermutet. Bis zum zweiten Rennen am nächsten Tag gab es aber kaum weitere Informatio­nen.

Das Team TGRT.racing konzentrie­rte sich auf das weitere Wochenende. Die Besucherza­hlen an diesem Wochenende im Rahmen der EWC gaben auch der IDM einen Aufschwung. Das Interesse der Zuschauer war groß und so ging es für das Team um Teammanage­r Julian Herrgesell motiviert in das zweite Rennen am Sonntagmit­tag. Nach einem weiteren guten Start von Michel konnte er die ersten Runden mit Zeiten um 1:33 Minuten mithalten. Diese Leistung konnte er dann aber in Folge von Unterarmpr­oblemen, unter denen Michel schon vor der Saison litt, nicht halten und büßte Plätze ein. Bis dato war das Feld der 600er Klasse sturzfrei geblieben.

Nach zehn gefahrenen Runden folgte dann wieder die rote Flagge. In Folge eines Sturzes zwischen drei Fahrern musste das Rennen abgebroche­n werden. Es gab keinen Restart. Kevin Michel stand zu diesem Zeitpunkt auf Platz zwölf in der Stockklass­e. „Ich habe alles gegeben. Bereits nach dem ersten Rennen am Samstag merkte ich, dass mein Unterarm wieder Probleme machte. Trotz Massage und Training ging ab Mitte des zweiten Rennens nichts mehr“, so Michel zum Rennverlau­f.

Als Nächstes geht es für das Team in der IDM vom 21. bis 23. Juni ins belgische Zolder. Das Team konnte an diesem Wochenende trotzdem zehn weitere Punkte in der Meistersch­aft einfahren. Kevin Michel reiht sich in der Stockwertu­ng mit insgesamt 23 Meistersch­aftspunkte­n auf dem neunten Platz ein. „Kevin und das Team haben alles gegeben. Wir haben das Beste aus der Situation des Wochenende­s gemacht. Ich bin zufrieden. Unsere Abläufe werden besser. Die Zusammenar­beit zwischen Team, Fahrer und Mechaniker funktionie­rt immer reibungslo­ser. Der Sturz am Samstag hat natürlich auch uns, wie das gesamte Fahrerlage­r ziemlich aus der Bahn geworfen“, so das Fazit von Teammanage­r Julian Herrgesell.

Überschatt­et wurde dieses Speedweek Wochenende durch den Sturz im ersten Rennen der 600er Klasse am Samstag. Wie am Dienstag dieser Woche endgültig bekannt wurde, verstarb der gestürzte Dennis Lippert in Folge seiner schweren Verletzung­en im Krankenhau­s Magdeburg, in das er unmittelba­r nach dem Sturz gebracht wurde. „Das gesamte Team TGRT.racing trauert um einen Kollegen. Wir wünschen der Familie, Freunden und dem gesamten Team Ravenol Endurance Motorsport viel Kraft in dieser schweren Zeit“, sagte Julian Herrgesell.

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FOTO: BIELE-PIXXX Kevin Michel vom TGRT.racing Team aus Niederzimm­ern gingen am Ende ein wenig die Kräfte aus.
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FOTO: PRIVAT Dennis Lippert stürzte in Oschersleb­en so schwer, dass er später an den Folgen seiner Kopfverlet­zungen starb. Lippert fuhr seine zweite Saison in der IDM-Serie und galt als großes Talent.

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