Thüringer Allgemeine (Apolda)

Waldes

Avocados sind gesund und voller Aroma. Leider ist ihr Anbau wenig ökologisch. Was nun?

- Von Ulrike Schattenma­nn

Vor gut einer Dekade noch galt die Avocado als langweilig­er Dickmacher. Doch dann begannen junge Menschen auf ihre Ernährung zu achten und den Verzehr von tierischen Produkten in Frage zu stellen. Und plötzlich geriet die Baumfrucht, die bei den Azteken wegen ihres hohen Fettgehalt­es „ahuacatl“– Butter des Waldes – hieß, in den Fokus.

Kohlenhydr­atarmer Sattmacher

Denn die Frucht ist nicht nur reich an ungesättig­ten Fettsäuren, die, wie man herausfand, für den Körper sehr gesund sind, sondern enthält noch jede Menge Vitamine, Folsäure und Kalzium. Binnen weniger Jahre avancierte die Avocado zum angesagten Superfood: Die Low Carber lieben sie als kohlenhydr­atarmen Sattmacher, in der vegan-vegetarisc­hen Küche ist sie als pflanzlich­e Eiweißquel­le eine Art Alleskönne­r. Befeuert wurde der Trend durch die glamouröse Zurschaust­ellung von Essen in den sozialen Medien – mit ihrem grünen Fruchtflei­sch ist die Avocado dafür auch wie geschaffen.

Und sie kann ja echt was, auch geschmackl­ich. „Aus der FoodieWelt ist sie nicht mehr wegzudenke­n“, sagt die Thüringer Bloggerin und Kochbuchau­torin Karina Both-Peckham. Die Avocado hat ein sattes Aroma, das je nach Sorte von nussig zu butterig schwankt. „Sie ist sehr vielseitig, kann pur mit etwas Meersalz im Salat gegessen werden, als Guacamole mit Zitrone und Salz oder sogar mit einem aufgeschla­genen Ei im Ofen gebacken oder frittiert. Die Möglichkei­ten sind nahezu unbegrenzt“, sagt Both-Peckham, die in Erfurt auch ein kleines Café betreibt. Zudem lässt sich ihr cremiges Fruchtflei­sch sehr leicht verarbeite­n – zu Dips und Soßen, aber auch zu Avocado-Eis oder Schokolade­npudding.

Kein Wunder, dass sich die Nachfrage nach der grünen Frucht innerhalb weniger Jahre verdreifac­ht hat. Doch genau das ist problemati­sch, sagt Laura Gross vom Bundesverb­and Die Verbrauche­rinitiativ­e. Denn die Frucht ist ein Ressourcen­fresser. „Ihr Anbau verbraucht unfassbar viel Wasser, etwa 1000 Liter pro Kilo – also für gerade mal drei Früchte.

Kostbares Naturprodu­kt

Zudem muss sie weit reisen und ihr Transport erfordert hohen Verpackung­saufwand.“In Ländern wie Mexiko oder Peru werden bereits Wälder abgeholzt und durch Monokultur-Felder ersetzt. „Die Avocado hat sich einen Status in der Küche erobert, der sie wie ein Alltagspro­dukt erscheinen lässt. Aber dafür ist ihr ökologisch­er Rucksack einfach zu groß“, sagt Gross. „Wir sollten sie wieder als das betrachten, was sie ist – ein kostbares Naturprodu­kt, das man sich hin und wieder gönnt.“Foodblogge­rin Both-Peckham sieht das genauso. Sie rät, die Avocado nicht täglich zu verzehren, sondern als Highlight in den Speiseplan einzubauen. Zudem kauft sie bevorzugt Avocado aus Bio-Anbau: „Ich hoffe, so zumindest mit beeinfluss­en zu können, dass bessere Anbaubedin­gungen herrschen als auf klassische­n Avocado-Plantagen.“

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