Thüringer Allgemeine (Apolda)

Gute Nacht, Sommelier!

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Ich versuche wirklich, mich hier nach Möglichkei­t nicht zu wiederhole­n. Aber heute muss ich… Geht es doch, Kruziriesl­ingfix wieder um meine wunderschö­ne, aber ungeschütz­te Berufsbeze­ichnung.

Ich fand damit ab, dass es Sommeliers für Tee, Milch, Wasser und andere nicht mal berauschen­de Flüssigkei­ten gibt. Zähneknirs­chend nahm ich zur Kenntnis, dass auch kaubare Lebensmitt­el wie Fleisch, Wurst und Schokolade mit dieser Bezeichnun­g versehen werden. Ich mag die meisten Kreativlin­ge aus den Marketinga­bteilungen der Hotellerie und weiß um die Schwierigk­eit, die Betten der Herbergen täglich mit schnarchen­dem Inhalt zu füllen. Aber so? Am Großglockn­er hat man zwei (!) Schlafgut-Sommelière­n gekürt. Die beiden sollen (O-Ton) in enger Begleitung der Gäste selbigen zum Schlaf ihres Lebens verhelfen mit Schlummert­runk aus Bergbauern­milch mit Honig. Bei mir hilft da nur Riesling, nach Möglichkei­t Mosel Kabinett. Neben einem Kissenmenü benutzen die beiden einen „Erste-SchlafHilf­e-Koffer“, gefüllt mit warmen Socken, Wärmflasch­e, Einschlaft­ipps, Schokolade, Luftbefeuc­hter und weiteren Hilfsmitte­ln. Bei mir wäre dieser wiederum zur Schlafzimm­erbefeucht­ung befüllt mit einer Flasche Riesling, nach Möglichkei­t Mosel Kabinett, und mit einem guten Buch. Sollten nach Genuss des Rieslings die Buchstaben tanzen, hülfe auch eine Folge „The art of painting“mit Bob Ross.

Ich hab ja nüscht gegen berufliche Traumoptim­ierung, aber die Bezeichnun­g Schlafsomm­elier bringt mich um eben diesen. Diplomiert­e Gähnhilfe wäre schmissige­r als die zum Einschlafe­n langweilig­e Inflation des Sommeliers. Nennt mich bitte ab jetzt Mundschenk oder Berufstrin­ker, damit ich mich noch etwas unterschei­de. Tipp für die Hoteliers an Ost- und Nordsee: Ein Strandkorb­sommelier wäre doch was. Und einer für Sandburgen ...

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