Warum so wenige hinschauen
Die Fußball-WM der Frauen ist kein Publikumsmagnet. Das hat nur wenig mit dem Sport zu tun
Fußballland Deutschland. Woran viele da denken? Na, daran, dass wir viermal Weltmeister und dreimal Europameister geworden sind. Was viele vergessen: Dass wir insgesamt sechsmal Weltmeister und elfmal Europameister waren. Denn wir haben ja noch die deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen.
Aktuell ließ es sich bei den deutschen Frauen wieder gut an. Mit drei Siegen holten sie den Gruppensieg bei der FußballWM in Frankreich und stehen nun im Achtelfinale. Sie zählen zu den Titelfavoritinnen. Trotzdem werden sie vergessen.
Drei Begründungen liest man besonders häufig. Experten sagen, dass Männerfußball im Schnitt ein Drittel schneller ist als Frauenfußball. Doch ob das den Sport unattraktiver zum Zuschauen macht, ist fraglich. Denn taktisch sind bei den Frauen ähnliche Muster und Qualitäten wie im Männerfußball zu sehen. Das Eröffnungsspiel der WM der Frauen war mit mehr als 45.000 Zuschauern nicht umsonst ausverkauft.
Die zweite Begründung besagt, dass Frauen schlechter spielen würden. Der Sportwissenschaftler Hans-Jürgen Tritschoks erklärte schon vor Jahren, dass Frauen bei Fähigkeiten wie der Ballannahme Nachholbedarf hätten. Er sagte aber auch, dass das gar nicht verwunderlich sei, da die erste Frauenfußball- Bundesliga ja auch erst in der Saison 1996/97 gestartet ist. Wenn Frauen länger spielen, kommt alles mit der Zeit.
Vielleicht erübrigt sich damit auch das Argument, es komme bei den Spielen keine Stimmung auf. Denn das ist tatsächlich ein echtes Problem. Im Frauenfußball gibt es noch keine vergleichbare Fankultur wie bei den Männern, die Stadien sind noch nicht annähernd so voll. Auch die Berichterstattung fällt dürftig aus. Das heißt, selbst wenn man Fan ist, kann man mit kaum jemandem darüber reden. Der Einstieg wird einem also schwer gemacht.