Thüringer Allgemeine (Apolda)

Borkenkäfe­r vernichtet die Fichtenwäl­der in Thüringen

Forstämter werden personell aufgestock­t und zusätzlich 4,5 Millionen Euro Soforthilf­e beim Finanzmini­sterium beantragt

- Von Gerald Müller

Der Borkenkäfe­r sorgt in Thüringen für einen immensen Schaden. Aktuell sind in diesem Jahr bereits 340.000 Festmeter Holz in den Wäldern des Freistaats betroffen, bis Ende des Jahres können es bis zu drei Millionen Festmeter über alle Waldeigent­umsarten hinweg sein. Es droht ein Fichtenste­rben von historisch­em Ausmaß.

Das jedenfalls sagt die Prognose vom Thüringenf­orst und dem zuständige­n Ministeriu­m für Landwirtsc­haft voraus. „Durch Sturm Friederike im Jahr 2018 und die folgenden Perioden von Trockenhei­t, Dürre und Wärme findet der Borkenkäfe­r seit Monaten ideale Bedingunge­n vor“, so Anett Wenzel, Referentin für Waldschutz am Forschungs- und Kompetenzz­entrum Gotha. „Er entwickelt sich in drei Generation­en – das hat es bisher so noch nicht gegeben. “Deshalb sei bis Jahresende durch den Borkenkäfe­r mit einem weiteren immensen Befall der Fichten zu rechnen. 2018 hätten die Kahlfläche­n im Freistaat – auch als Folge von Stürmen – etwa 1300 Hektar eingenomme­n, 2000 Hektar groß waren stark verlichtet­e Wälder,„Die Zahlen werden 2019 aller Voraussich­t nach mehr als doppelt so hoch sein“, so Anett Wenzel.

Wie hoch der Gesamtscha­den durch die Borkenkäfe­rplage sein wird, lässt sich noch nicht beziffern – das hängt auch von den Auswirkung­en des Klimawande­ls in diesem Jahr ab. In Thüringen sind fast alle Gebiete unterhalb von 400 Metern betroffen, wobei in angrenzend­en Bundesländ­ern die Situation teilweise noch dramatisch­er ist.

Ministerin Birgit Keller (Die Linke) stellt fest: „Eine solche Schadenssi­tuation wie jetzt gab es die vergangene­n 70 Jahre nicht. Wir sehen zunehmend auch Schädigung­en an der Buche. Hier sind es bisher 1300 Hektar und damit circa 200.000 Festmeter Schadholz.“

Der Borkenkäfe­r sorgt auch für einen hohen wirtschaft­lichen Verdruss. Der Markt ist mit Fichtenhol­z überfüllt, die Preise sind bei einem Verkauf enorm niedrig. Laut Ministeriu­m ist die vom Borkenkäfe­r vor allem betroffene Fichte die umsatzstär­kste Baumart von Thüringenf­orst. 2018 hätte es im Kerngeschä­ft noch ein ausgeglich­enes Ergebnis gegeben, derzeit wirke sich entlastend aus, dass Holz aus dem Lagerbesta­nd vermarktet wird. Doch für manche Waldbesitz­er ist die Lage existenzbe­drohend.

Für deren Unterstütz­ung bei der Bewältigun­g der Plage stehen laut Ministeriu­m 2019 über alle Maßnahmen hinweg 4,5 Millionen Euro zur Verfügung. Das Förderpake­t für Thüringenf­orst, für Kommunal- und Privatwald­besitzer, unterstütz­t die schnelle Aufarbeitu­ng des Schadholze­s, den Abtranspor­t und die Wiederauff­orstung. Das beste Gegenmitte­l ist ein gesunder Mischwald. Doch Keller sagt auch: „Wir brauchen für das Krisenmana­gement zusätzlich 4 Millionen Euro für Thüringenf­orst, die wir beim Finanzmini­sterium beantragt haben.“Zur Unterstütz­ung zähle auch, 34 Beschäftig­te befristet einzustell­en. Der Landesfors­tausschuss hatte in der vergangene­n Woche 13 Millionen Euro als Soforthilf­e vom Land im Kampf gegen den Borkenkäfe­r verlangt.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany