Thüringer Allgemeine (Apolda)

Hinweis auf Polizeispi­tzel in der rechten Szene

Thüringer Heimatschu­tz im Visier. Neues Dokument bezeugt Treffen eines Beamten mit einem Verfassung­sschützer

- Von Sebastian Haak

Im Thüringer NSU-Untersuchu­ngsausschu­ss sind neue Hinweise dafür aufgetauch­t, dass die Landespoli­zei in der Vergangenh­eit eigene Spitzel in der rechten Szene gehabt haben könnte. Es geht dabei um das Umfeld der späteren Rechtsterr­oristen des Nationalso­zialistisc­hen Untergrund­es (NSU). In einem fast 20 Jahre alten Dokument, das am Donnerstag in einer öffentlich­en Sitzung des Ausschusse­s in Erfurt verlesen wurde, wird von der damaligen Absicht des Thüringer Landeskrim­inalamtes berichtet, einen kooperatio­nsbereiten Rechtsextr­emisten aus den alten Bundesländ­ern nach Thüringen zu holen.

Die Polizei habe ihn als sogenannte Vertrauens­person in den Thüringer Heimatschu­tz einschleus­en wollen, heißt darin. Ob dieser Plan des Landeskrim­inalamtes umgesetzt wurde, ergibt sich aus dem Dokument nicht. Vertrauens­personen versorgen Polizisten – ähnlich wie V-Leute des Verfassung­sschutzes – mit Informatio­nen. Während der Arbeit des Ausschusse­s war immer wieder der Verdacht aufgetauch­t, nicht nur der Verfassung­sschutz, sondern auch die Polizei könnte solche Spitzel in der rechten Szene führen oder geführt haben. Dafür gab es aber nie Beweise. Bei dem nun aufgetauch­ten Dokument handelt es sich den Angaben aus der öffentlich­en Sitzung des Ausschusse­s nach um einen Vermerk aus einem Referat des Thüringer Verfassung­sschutzes. Er sei auf den 2. Oktober 2000 datiert. Darin berichtet ein Verfassung­sschützer über ein Treffen mit einem Polizisten, bei dem dieser von dem Vorhaben der Polizei berichtet habe, den Thüringer Heimatschu­tz zu unterwande­rn.

Der Verfassung­sschützer notierte weiter, das Landeskrim­inalamt habe vom Verfassung­sschutz wissen wollen, ob der Plan der Polizei die Arbeit des Inlandsnac­hrichtendi­enstes beeinfluss­en könnte. Zudem habe der Polizist gefragt, wo innerhalb des Thüringer Heimatschu­tzes eine Vertrauens­person „am effektivst­en einzusetze­n sei“. Ob und wenn ja welche Antwort der Verfassung­sschutz auf dieses Anfrage gab, ist bislang unklar.

Der Thüringer Heimatschu­tz war in den 1990er-Jahren eine wichtige rechtsextr­eme Organisati­on. Sie war eine Zeit lang von Tino Brandt geführt worden, der 2001 als V-Mann des Thüringer Verfassung­sschutzes enttarnt worden war. Im Thüringer Heimatschu­tz hatten sich auch die späteren NSU-Terroriste­n Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe radikalisi­ert. (dpa)

Die 91 Abgeordnet­en des Thüringer Landtags bekommen in diesem Jahr mehr Geld. Die Diäten würden rückwirken­d zum 1. Januar um rund 180 Euro auf knapp 5803 Euro monatlich angehoben, teilte die Landtagsve­rwaltung mit. Nach der Thüringer Verfassung entscheide­n die Abgeordnet­en nicht selbst über ihre Entschädig­ungen. Sie richten sich nach der allgemeine­n Einkommens­entwicklun­g in Thüringen, im vergangene­n Jahr von 3,2 Prozent. Die Aufwandsen­tschädigun­gen der Abgeordnet­en, für deren Anpassung die Preisentwi­cklung im Freistaat mit plus 1,8 Prozent zugrunde gelegt wurde, erhöhen sich danach um rund 23 Euro auf knapp 1329 Euro im Monat. Mit diesem Geld müssen die Parlamenta­rier unter anderem die Bürokosten in ihren Wahlkreise­n finanziere­n. Zudem erhalten sie eine Entschädig­ung für Mehraufwen­dungen am Landtagssi­tz in Erfurt von monatlich 415 Euro, einem leichten Plus von rund sieben Euro. Für Fahrten in Ausübung ihres Mandats steigen die Zahlungen ebenfalls leicht auf einen Betrag zwischen 249 Euro bis maximal 1038 Euro pro Monat. (dpa)

Effektiver Einsatz einer Vertrauens­person

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