Thüringer Allgemeine (Apolda)

Lauter Thüringer Mundarten im Kino

Dokumentar­film feiert Premiere in Gotha

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Wer in Ruhla den Teller nicht leer isst, orzt. Dann bleibt vielleicht ein Rest Kachelwors­cht und Koumpest zurück: Blutwurst und Sauerkraut. So was holt man im Altenburge­r Land aus dem Käfterle: der Speisekamm­er. Dort liegen auch die Ardäppel (Kartoffeln). In Mühlhausen spielt man nicht Fußball, sondern Knulle, und hat hinterher womöglich eine „Radschn anner Daddel“, ist also nicht mehr ganz bei sich. Das könnte in Viernau (Schmalkald­en-Meiningen an einer Urfeiche liegen (Ohrfeige).

Mir dröbe de Heimat im Maul mit rum“, sagt zu dergleiche­n eine Meiningeri­n: „Wir tragen die Heimat im Maul herum.“Sie ist eine von vielen Protagonis­ten, die der aus Gotha stammende Filmemache­r Gerald Backhaus im vergangene­n wie in diesem Jahr aufsuchte. Entstanden ist daraus der Dokumentar­film „Thüringen, Deine Sprache“. Damit will Backhaus erklärterm­aßen „den Schatz der bedrohten Mundarten einer größeren Öffentlich­keit zugänglich machen.“Denn unter jüngeren Menschen werde ja kaum noch Mundart gesprochen.

Premiere feiert der Film an diesem Sonntag in Backhaus’ Heimatstad­t Gotha, im Kino Cineplex. Im Anschluss wird er in Mühlhausen (26. Juni), Langula (27. Juni), Sonneberg (12. Juli), Meiningen und Ilmenau (beide am 13. Juli) sowie in Heiligenst­adt im Oktober 2019 gezeigt.

Die Universitä­t Jena zeigt ihn Germanisti­kstudenten im nächsten Winterseme­ster, und auch die Thüringer Landesvert­retung in Berlin, wo der Film übrigens beginnt, plant eine Aufführung.

Gerald Backhaus lebte nach Gotha in Erfurt, Frankfurt/Main, Leipzig und Dresden, bevor er als Filmemache­r, Journalist und Thüringer nach Berlin zog. Dort entstanden zuletzt mehrere Kurzfilme sowie ein langer Dokumentar­film über Nina Queer, Berlins berühmte Partytrans­e, und ihre Entourage. (mh)

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