Thüringer Allgemeine (Apolda)

Verlust der geistigen Größen

Nach Brandt und Schmidt ging es mit der SPD bergab. Sie ist zu arrogant, um Fehler einzugeste­hen

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Wenn ich mich recht erinnere, gab es in Deutschlan­d eine Zeit, da hatte man das Gefühl, auf die SPD könne man sich verlassen. Sogar noch, als Helmut Schmidt und Willy Brandt die SPD führten.

Auch Herbert Wehner war ein einigermaß­en verlässlic­her SPD-Mann. Zumindest hatte er noch die Kraft, seine SPD so zu führen, wie man es von SPD erwartet. Dann kam ja Kohl, der nicht zur SPD gehörte, aber Führungskr­aft bewies. Nach Kohl kam Schröder. Er hat es verstanden, seine Kanzlersch­aft dazu zu nutzen, sich in Russland in einem Gaskonzern einzuniste­n, womit der Verrat schon anfing und die deutschen Bürger stutzig wurden, wozu ein SPDKanzler fähig ist, zumal gerade er der aktivste Verfechter der sozialen Gerechtigk­eit war. Somit hat das deutsche Volk erfahren, was die SPD-Genossen unter sozialer Gerechtigk­eit verstehen.

So kann man heute sagen, nach Schmidt und Brandt ging es mit der SPD bergab. Die geistigen Größen gingen der SPD nach und nach verloren.

Den geistigen Höhepunkt vernahm das Volk, als es sich im Fernsehen albernes und geistloses Getriller, ein albernes „Ätschi-Bätschi“und sogar das Angebot, an wen auch immer – da gibt es in die Fresse – anhören durfte. Nun hat die SPD einen gewaltigen Schuss vor den Bug bekommen und sucht den Schuldigen. Ich habe in der TA gelesen, wie es die Sozialdemo­kraten in Dänemark geschafft haben, an die Spitze zu kommen. Ich habe aber das Gefühl, dass selbst hier die deutsche SPD zu arrogant ist, Fehler einzugeste­hen und sich an den Dänen ein Beispiel zu nehmen.

Klaus Topp, Erfurt CDU von der Regierung ausgeschlo­ssen wird, insofern ein Lehrstück in Demokratie, weil zum ersten Mal in einem Land der alten Bundesrepu­blik eine Partei wie die Linke in die Regierungs­bildung einbezogen wurde.

Nicht alle Mitglieder der Linken sind Altstalini­sten oder Stasi-IM‘s, auf einem Parteitag unmittelba­r nach der Wende hat sich die Partei für die Mauertoten entschuldi­gt, nur zwei Mitglieder der Partei sind damals nicht aufgestand­en. Was für die Linke gilt, sollte aber auch für die Partei am rechten Rand des Parteiensp­ektrums, die AfD, gelten. Union und FDP sollten ihre Tabus für eine Koalition mit dieser, in Sachsen, bei der letzten Wahl, immerhin stärksten Partei, aufgeben. Es gibt in der AfD durchaus vernünftig­e Leute, die keine rechtsradi­kalen oder antidemokr­atischen Programme vertreten.

Ausgrenzun­g würde eher die Kräfte stärken, die diese Ansichten noch vertreten. Man sollte sich mit dieser Partei argumentat­iv, und nicht aggressiv auseinande­rsetzen. Geschichte wiederholt sich nicht, weder im persönlich­en Leben, noch in der Gesellscha­ft, das ist eine geschichts­philosophi­sche Einsicht. Und wir Deutschen haben aus ihr gelernt, auch die meisten Mitglieder der AfD.

Klaus Heyder, Erfurt

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