Auf Draisaitls Spuren
Die Eishockey-Weltkarriere des aus Erfurt stammenden Moritz Seider soll bei der NHL-Berufung starten
Zu sagen, Moritz Seider sei in der besten Eishockey-Liga der Welt begehrt, ist eigentlich untertrieben. Vor der jährlichen NHL-Rechtevergabe an den weltweit besten Talenten eines Jahrgangs am Wochenende in Vancouver offenbart nahezu die gesamte nordamerikanische Profiliga ihr Interesse am Nationalverteidiger.
Als vor drei Wochen die NHLTeams mit den Spielern sprechen konnten, die für sie bei der sogenannten Draft interessant sind, stand für Seider ein Interview-Marathon an. 29 von 31 Teams baten den beim EHC Erfurt ausgebildeten 18-Jährigen vom deutschen Meister Adler Mannheim zum Gespräch.
Seider bewertet dies mit einem abgeklärten Mix aus Selbstbewusstsein und Gelassenheit – für einen Teenager verblüffend ungewöhnlich. „Dass man ein gefragter Mann ist, steht außer Frage“, sagte Seider vor dem für seine Karriere entscheidenden Event. „Eine Prognose abzugeben, ist trotzdem schwierig. Da pokern alle. Man weiß überhaupt nicht, was kommen kann oder kommen wird.“
Dass es für Seider bald in die NHL geht, ist klar. Die Frage ist, wie schnell und zu welchem Team er wechselt. „Am Ende wäre es schön, wenn es eine Organisation wird, die in den letzten Jahren vielleicht nicht so viel gewonnen hat und jetzt etwas im Umbruch ist. Da hat man vielleicht eher die Chance, schnell seine ersten Spiele zu machen und seine erste Saison zu vollenden“, meinte Seider.
Diese Teams sind nach den Regeln der NHL, die auf Ausgeglichenheit der Liga aus ist, bei der Ziehung früh dran. Die ersten Plätze scheinen für die Stürmer Jack Hughes und Kaapo Kakko reserviert. Der US-Amerikaner und der Finne spielten im Mai genau wie Seider ihre erste A-WM bei den Männern. Hughes spielte trotz seines Talents unauffällig. Kakko begann spektakulär, baute danach aber ab. Und Seider war mit seinen 18 Jahren bester deutscher Verteidiger und sorgte auch in Nordamerika für Aufsehen.
Auf längere Sicht dürfte Seider der zweite echte deutsche NHL-Top-Star neben Leon Draisaitl werden. Draisaitl wurde bei der Draft 2015 an dritter Stellegezogen–sofrühwiekein anderer deutscher Spieler bislang – und ist seitdem in die Weltklasse aufgestiegen. Seider hingegen wirkt nicht so verbissen wie Draisaitl. Der 18-Jährige würde ein Jahr vor dem geplanten Fach-Abitur zunächst noch gern in Mannheim bleiben. „Das ist immer noch der Wunsch und das Ziel. Das muss man im Gespräch klären. Ich denke aber, das sollte kein Problem sein.“