Eins zu null fürs Philharmonische Orchester
Wunschprogramm im Theater Erfurt ist gelungen
Die Torhymne von Eintracht Frankfurt, erfuhr das verblüffte Publikum in der Konzerteinführung, habe Franz von Suppé komponiert. Immer, wenn der Ball im Netz landet, erklingt ein Ausschnitt aus seiner Operette „Leichte Kavallerie“. Da das Philharmonische Orchester Erfurt sein elftes Sinfoniekonzert dieser Spielzeit am Donnerstagabend im Theater Erfurt in ein Wunschkonzert verwandelt und sich zum Schluss stehende Ovationen erspielt hatte, musste diese Idee wohl auch als Volltreffer gewertet werden.
Eins zu null also für die gut gelaunte „Mannschaft“von Generalmusikdirektor Myron Michailidis, die ihr Konzert folgerichtig mit der besagten Ouvertüre aus Franz von Suppés Operette eröffnete. Doch welch Überraschung: Michailidis lag es fern, die „Leichte Kavallerie“auf den schmissigen Marsch in den Bläsern zu reduzieren. Nach der Trompetenfanfare zu Beginn schlug er vielmehr ein würdevolles Tempo an, kostete ein federleichtes, ziseliertes Thema in den Violinen aus, gab einem wehmütigen Klarinettensolo den nötigen Raum und ließ die tiefen Streicher unisono erblühen – bis dann doch der nächste Treffer militärisch zackig gefeiert wurde.
Aus 27 Werken durfte das Publikum wählen, und den ersten Platz unter den Solokonzerten belegte Mozarts spätes Klarinettenkonzert in A-Dur. Dessen zweiten Satz interpretierte der erfahrene Erfurter Soloklarinettist Jens Kaiser schlank, träumerisch und ohne Pathos, mit ausbalanciertem, kantablem Ton in hoher wie tiefer Lage. Zum heimlichen Höhepunkt des Wunschkonzerts geriet dann die Peer-Gynt-Suite Nr. 1 von Edvard Grieg, der sich Michailidis behutsam und mit Liebe zum Detail widmete.
Die um Gäste aus Gotha und Eisenach verstärkten Erfurter folgten ihrem General mit Hingabe. Die Morgenstimmung erblühte in Flöte und Oboe, mit fahlem Strich trauerten die Streicher um die verstorbene Aase, bevor Anitra sich leise und versonnen zum Tanze aufraffte. Zart gezupft schlich sich die Peer-Gynt-Suite schließlich in die „Höhle des Bergkönigs“, in der Griegs nordische Klänge nach Accelerandi und Crescendi ganz furios widerhallten.