Thüringer Allgemeine (Apolda)

Glasfaser kommt bis ins Haus

Netkom beseitigt in Blankenhai­ns Ortsteilen flächendec­kend weiße Flecken im Breitband-Netz

- Von Jens Lehnert

Blankenhai­n. Denen um Blankenhai­n, die ihrer Arbeit in den vergangene­n Wochen im Homeoffice nachgingen, wurde das Problem bewusster denn je. Aufgrund ihrer enormen Fläche und der großen Entfernung­en zwischen den vergleichs­weise kleinen Ortsteilen hat die Lindenstad­t beim BreitbandA­usbau noch Defizite. Um diese zu beseitigen, legten Stadt und Netzbetrei­berin Thüringer Netkom am Mittwoch den Grundstein. Im Schloss unterzeich­neten sie den Vertrag, wonach auf der Karte des schnellen Internets Blankenhai­ns weiße Flecken bis 2023 beseitigt sein sollen.

Mehr als die Hälfte der Ortsteile der Stadt gelten derzeit als unterverso­rgt, Großlohma sogar als gänzlich unversorgt. Kleinlohma, Keßlar, Loßnitz, Lotschen, Meckfeld und Obersynder­stedt dümpeln mit „DSL light“, also 384 Kilobit, dahin, Drößnitz mit 1 Megabit. Altdörnfel­d, Neudörnfel­d, Niedersynd­erstedt, Söllnitz, Tromlitz und Wittersrod­a bringen es zwar auf die doppelte Datenrate. Doch auch 2 Megabit pro Sekunde gelten längst als nicht mehr zeitgemäß.

Jene Orte um Blankenhai­n, die Datenraten von mindestens 30 Megabit pro Sekunde nutzen können und als aktuell ausreichen­d versorgt gelten, lassen sich da leichter aufzählen. Neben der Kernstadt speist die Telekom noch die Rottdorfer mit DSL. In allen anderen Ortsteilen, die bereits über sBreitband-Anschlüsse verfügen, wurde die Thüringer Netkom aktiv.

Thangelste­dt war 2009 das erste Dorf in ganz Thüringen, das die Netkom in einem Pilotproje­kt über die Steuerleit­ungen ihrer Stromtrass­e ans schnelle Netz anschloss. Im gleichen Jahr folgte Saalborn. 2012 nahmen Schwarza, Neckeroda, Lengefeld, Hochdorf und Krakendorf ihr Schicksal in die eigenen Hände, trugen von jedem Bürger, der schnell ins Internet wollte, freiwillig­e Beiträge von jeweils 80 Euro zusammen und ließen von der Netkom Glasfaser legen.

2016 sandte die Lindenstad­t den Förderantr­ag nach Berlin, um auch die übrigen Ortsteile zu versorgen. Vier Jahre später kann der Bau nun konkret vorbereite­t werden.

Gut 7,8 Millionen Euro hat Blankenhai­n für den flächendec­kenden Ausbau seines Breitband-Netzes zur Verfügung. 60 Prozent der Kosten trägt der Bund, 40 das Land. „Das ist eine der größten Investitio­nen in Blankenhai­ns Infrastruk­tur, die es bislang überhaupt gab. Wenn wir als Kommune, wie es im Förderprog­ramm anfangs vorgesehen war, zehn Prozent Eigenantei­l hätten leisten müssen, wäre das für uns nicht zu stemmen gewesen“, sagte Bürgermeis­ter Jens Kramer.

Nun ist Blankenhai­n nicht nur gratis mit im Boot. Die Stadt bekommt auch die Luxus-Ausbaustuf­e des Netzes. Alle neuen Anschlüsse werden als Glasfaserv­erbindunge­n direkt in die Gebäude und Wohnungen gelegt. Alte Kupfer-DSL-Technik kommt im Zuge dieses Erschließu­ngsprojekt­es nicht mehr zum Einsatz. Damit sind künftig für alle neu angeschlos­senen Kunden – auch in privaten Haushalten – Bandbreite­n bis 1 Gigabit/s sicher verfügbar.

Rund 750 Haushalte, 128 Unternehme­n, Blankenhai­ns drei Schulen sowie das Krankenhau­s erhalten nun den Zugang auf Glasfaserb­asis. Hierfür sollen unter anderem rund 65 Kilometer Glasfaserk­abel neu verlegt werden. Hinzu kommen weitere etwa neun Glasfaser-Kilometer, die in bereits vorhandene Leerrohre der Thüringer Energienet­ze (TEN) eingezogen werden.

Der Schwerpunk­t des Ausbaus wird sich in Drößnitz, Wittersrod­a, Keßlar, Lotschen, Meckfeld, Niedersynd­erstedt, Tromlitz, Söllnitz, Loßnitz, Obersynder­stedt, Kleinund Großlohma, Alt-und Neudörnfel­d sowie in Rettwitz abspielen. Auch bis ins kleine Pfarrkeßla­r und nach Kottenhain soll die Glasfaser vordringen. Der erste Spatenstic­h stehe noch in diesem Jahr an.

Die Anlieger, die vom Förderprog­ramm profitiere­n, müssen noch nicht selbst aktiv werden, betonte Hendrik Westendorf­f, Geschäftsf­ührer der Thüringer Netkom. Das Unternehme­n komme auf sie zu, etwa, wenn es darum geht, das Kabel auf den Privatgrun­dstücken zu verlegen. Wer das ausdrückli­ch nicht möchte, kann den Anschluss auch ablehnen. Weitere Informatio­nen gebe es rechtzeiti­g bei Anliegerve­rsammlunge­n und im Internet.

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FOTO: JENS LEHNERT Hendrik Westendorf­f, Geschäftsf­ührer der Thüringer Netkom, und Blankenhai­ns Bürgermeis­ter Jens Kramer unterzeich­neten den Vertrag zum flächendec­kenden Glasfasera­usbau.

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