Thüringer Allgemeine (Apolda)

Die Fichte verschwind­et

Der Borkenkäfe­r hat sich in vier Generation­en ausgebreit­et, er ruiniert den Bestand und die Holz-Einnahmen

- Von Gerald Müller

Schleiz. Was für ein traumhafte­r Blick. Die Saale schlängelt sich durchs Tal, der Molmitzgru­nd könnte die Kulisse für einen Märchenfil­m sein. Doch dann hebt Dirk Meisgeier, auf dem Kobersfels­en nahe Schleiz stehend, den Arm und weist in Richtung Nonnenwald. „Da drüben zeigt sich das ganze Dilemma.“

In sattem Grün recken sich Eschen, Lärchen, Weißtannen und Douglasien, „unsere Hoffnungsb­aumarten.“Doch nur wenige Meter entfernt stehen Fichten, mit kümmerlich­er Krone und gebrochene­n Ästen. „Die sterben, die haben wir aufgegeben“, so der Geschäftsf­ührer des Waldbesitz­erservice. Und er verändert ein wenig die Tonlage: 2020 sei „apokalypti­sch“. Denn der Borkenkäfe­r hat sich noch stärker als im vergangene­n Jahr ausgebreit­et.

Das ergab die Auswertung entspreche­nder Fallen, die eine Hochrechnu­ng der Population ermögliche­n. Meisgeier sagt: „Es gibt bis zu 100 mal mehr Käfer als im Vergleichs­zeitraum 2019“. Die Tiere hätten sich durch den langen Spätsommer und den letzten milden, niederschl­agsarmen Winter erstmals in vier Generation­en vermehrt. Gewaltig, wenn man bedenkt, dass sich aus einem Käfer – egal ob Buchdrucke­r oder Kupferstec­her – bis zu 200.000 Nachfahren bilden können.

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FOTOS: SASCHA FROMM (4) Borkenkäfe­rplage in Thüringen: Ein betroffene­s Waldgebiet bei Schleiz, deutlich sind im Foto die toten Fichten zu erkennen.

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