„Lichtkegel eröffnen neues Leben“
Horst Sproßmann, Sprecher von Thüringenforst, antwortet auf aktuelle Fragen zum Waldsterben. „Mischen. mischen, mischen“, lautet die Devise
Horst Sproßmann vom Thüringenforst zur Visite im Erfurter Steiger.
Zwei Millionen Festmeter Nadelholz waren in Thüringen dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen – zur Hälfte im Staatswald und im Betreuungswald. Hinzu kamen Trockenschäden von rund einer Million Festmeter an der Buche und weiteren Laubhölzern. Dies entspricht bei der Fichte 4 bis 5 Millionen Bäumen, bei der Buche etwa 500.000. In diesem Jahr sind bis zum 31. Mai weitere 690.000 Festmeter Buchdrucker-Schadholz hinzugekommen.
Grundsätzlich verfügt das Ökosystem Wald über ein beachtliches natürliches Regenerationsvermögen. Allerdings wirkt dies nur über lange Zeiträume. Man kann hier von Jahrzehnten vielleicht sogar Jahrhunderten sprechen. In diesen Phasen erfüllt der geschädigte Wald nur sehr beschränkt seine wichtigen Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen.
Entstehungs-, Entwicklungs- und Absterbevorgänge sind stets vorhandene Phasen im natürlichen Kreislaufsystem Wald. So stellen abgestorbene Fichten und Buchen einerseits einen Biomasseverlust dar, andererseits sind die damit entstehenden Lichtkegel Ausgangspunkt für neues Leben.
Unter den heimischen Arten sind das beispielsweise die Traubeneiche, der Feldahorn, die Flatterulme, die Wildobstarten, der Speierling, die Elsbeere oder die Weißtanne, wobei innerhalb der Arten auch Unterschiede festzustellen sind. So ertragen manche Buchen die Trockenheit besser als andere Buchen. Hier liegt ein noch großes Forschungsfeld. Thüringenforst experimentiert außerdem mit „neuen“Baumarten. Über 100 Jahre Anbauerfahrung gibt es etwa mit der Douglasie,
Hemlocktanne, Schwarzkiefer, Nussbaum und der Roteiche, viele aus den USA. Seit Jahren sammelt Thüringenforst auf einem Versuchsfeld Erfahrungen mit der Türkischen Tanne, der Libanon-Zeder oder der Orient-Buche.
Kurzfristig die Sanierung der Schadflächen sowie deren Aufforstung. Mittel- bis langfristig ist der Waldumbau das Gebot, das bedeutet mischen, mischen, mischen. Bei der Sicherung der Multifunktionalität des Waldes steht die Klimaschutzwirkung im Vordergrund. Denn nicht nur stehendes Holz bindet Kohlendioxid.
Nein. Die Forstwirtschaft in Thüringen setzt im Wesentlichen auf heimische Waldbaumarten.
Thüringenforst erhält jährlich jeweils vier Millionen Euro zusätzliche Haushaltsmittel. Die Mittelbereitstellung 2021 und 2022 erfolgt aber nur, wenn die schwierige Situation anhält. Zusätzlich wird im Landtag ein Gesetzesentwurf diskutiert, der weitere 11 Millionen Euro pro Jahr für den Waldumbau hin zu klimaresilienten Wäldern bis 2036 vorsieht. gm