„Wehrpflicht-Aussetzung ein Riesenfehler“
Die neue Wehrbeauftragte Eva Högl sorgt sich wegen rechtsextremistischer Vorfälle in der Truppe
Von Jochen Gaugele und Miguel Sanches
Berlin. Ihr Start verlief holprig, aber jetzt fasst sie Tritt im neuen Amt – mit einem Thema, das ihr vertraut ist: Eva Högl hat sich den Kampf gegen Rechtsextremismus auf die Fahnen geschrieben. Die neue Wehrbeauftragte – wie ihr Vorgänger Hans-Peter Bartels gehört sie der SPD an – will Grundlegendes verändern in der Truppe. Im Interview mit unserer Redaktion stellt sie ihre Pläne vor.
Im Fall der verschwundenen Munition hat das interne Kontrollsystem beim KSK versagt. Auch das muss aufgeklärt werden. Der Verbleib jeder einzelnen Patrone muss dokumentiert werden. Über viele Jahre wurde insgesamt nicht genau genug hingeschaut. Rechtsextremismus wurde nicht ausreichend als Problem in der Bundeswehr thematisiert. Das gilt auch für den Militärischen Abschirmdienst. Es ist drei Jahre her, dass Rechtsrock gehört und der Hitlergruß gezeigt wurde bei einer KSK-Party. Seither ist nicht genügend passiert.
Das hängt davon ab, ob die Maßnahmen wirken. Ich finde die Reformen, die sich die Verteidigungsministerin vorgenommen hat, sehr gut und konsequent. Gleichzeitig muss weiter intensiv aufgeklärt werden. Ich hoffe auch nicht, dass sich jetzt alle nur auf das KSK konzentrieren. das in ähnlicher Weise bei der Aufarbeitung der NSU-Morde erlebt.
Erst mal sollten Soldaten dagegenhalten, wenn ein Kamerad sich rassistisch oder antisemitisch äußert – am Stammtisch wie in den sozialen Medien. Soldaten müssen diesen Diskurs führen und aushalten. Als zweiten Schritt sollten die Soldaten ihre nächsthöheren Vorgesetzten informieren, wenn sie Rechtsextremismus erleben. Natürlich können die Soldaten auch an die Wehrbeauftragte oder die Ministerin schreiben.