Thüringer Allgemeine (Apolda)

Matschie kritisiert SPD-Vorsitzend­e

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Berlin/Erfurt. Aus der SPD-Bundestags­fraktion kommt Kritik am Linkskurs der Parteivors­itzenden Saskia Esken und Norbert WalterBorj­ans. „Wenn wir stärker werden wollen und neue Koalitions­optionen erschließe­n wollen, müssen wir in die Mitte integriere­n“, sagte der Thüringer Abgeordnet­e Christoph Matschie dem „Spiegel“. Die Parteispit­ze sende im Moment dagegen Signale, möglichst linke Politik zu machen. So gewinne die SPD keine verlorenen Wähler zurück. „Ich wünsche mir einen klaren Kurs von den Vorsitzend­en. Sie müssen zeigen, dass wir eine Partei der Mitte sind“, sagte Matschie.

Auch Eskens ausgeprägt­e Aktivität im Kurzbotsch­aftendiens­t Twitter stößt in der Fraktion auf Kritik. „Twitter ist ein großes Problem“, sagt die Abgeordnet­e Claudia Moll dem Magazin. „Nicht nur bei Saskia Esken. Viele SPD-Wähler, vor allem Ältere, haben mit Twitter nichts zu tun. Die erreicht man nicht mehr, wenn man sich überwiegen­d in der Twitterbla­se aufhält.“AFP

Die geltende Vorgabe besagt, dass die Ministerie­n im nächsten Jahr nicht mehr einplanen sollen, als sie im Jahr 2019 netto ausgegeben haben. Die Netto-Ausgaben des vergangene­n Jahres sind also der Maßstab, weil einfach nicht mehr Geld da ist. Schon vor der Corona-Krise hatte sich die Konjunktur eingetrübt, jetzt steuern wir geradewegs in eine Rezession. Allein in diesem Jahr wird uns eine Milliarde Euro an Steuereinn­ahmen fehlen, gleichzeit­ig haben wir ein riesiges CoronaHilf­spaket für Unternehme­n, Kommunen und Bürger aufgelegt, weshalb sich gerade unsere Rücklagen leeren. Und für das nächste Jahr sieht es kaum besser aus.

Die Ist-Ausgaben 2019 lagen bei 10,48 Milliarden Euro. Angemeldet sind für 2021 etwa 12,38 Milliarden Euro – also 1,9 Milliarden Euro

Nur auf den ersten Blick. Wir tätigen dieses Jahr riesige, teils einmalige Investitio­nen, das können wir uns nicht dauerhaft leisten. Die Gespräche mit einigen Kabinettsk­ollegen verliefen konstrukti­v, mit anderen Kollegen war es hingegen unerfreuli­ch. Es gab sogar einzelne Ministerin­nen und Minister, die mitten im Gespräch aufgestand­en und gegangen sind. Das macht die Verhandlun­gen außerorden­tlich schwer.

Nein, denn ich weiß die Vernunft auf meiner Seite – und hoffentlic­h den Ministerpr­äsidenten. Bodo Ramelow hat ja gesagt, dass wir jetzt einen Kassenstur­z machen und jeden Stein im Etat umdrehen, um die Ausgaben einigermaß­en an die Einnahmen anzupassen und eine zu hohe Neuverschu­ldung zu vermeiden. Bisher gibt es aber dazu noch keine Einsicht: Das betrifft die Kollegen meiner Partei und der Grünen, aber auch die Linke. . . . auf das wir jetzt nicht unbedingt ein Landespake­t packen müssen. Die Investitio­nen, das zeigen uns die Erfahrunge­n der vergangene­n Wahlperiod­e, müssen ja erst einmal von unserer Wirtschaft abgearbeit­et werden. Wir haben zuletzt von Jahr zu Jahr oft dasselbe Geld verplant, weil es wieder nicht abgerufen wurde. Das war ja neben den steigenden Einnahmen auch der Hauptgrund für die Überschüss­e, die dann wieder zu neuen Forderunge­n führten.

Wir haben in der vergangene­n Wahlperiod­e 1,2 Milliarden Euro an Schulden getilgt und hatten Ende 2019 eine Reserve von 1,85 Milliarden Euro aufgebaut. Und wir haben unsere Verspreche­n umgesetzt, für die wir gewählt wurden. Vergessen Sie auch nicht die höheren Zuschüsse an die Kommunen. Und was das Personal betrifft: Es gibt keinen gesellscha­ftlichen Konsens im Land, die Zahl von Lehrern und Polizisten zu reduzieren – und dem haben wir Rechnung getragen.

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