Thüringer Allgemeine (Apolda)

Zwischen Erzengel Gabriel und Otto Knöpfer Kulturelle Einblicke

Angermuseu­m in Erfurt birgt Schätze deutscher Malerei und Zeitzeugni­sse des Mittelalte­rs in Thüringen

- Von Kathleen Kröger

Erfurt. Bei einem Museum, das 1886 gegründet wurde, sammeln sich einige Schätze an. So gibt es im um die 200 Quadratmet­er großen Keller des Erfurter Angermuseu­ms viele Gemälde, Skulpturen und Grafiken, die nicht in den Räumen in den oberen Geschossen des Hauses am Anger präsentier­t werden: „Wir können nur ein Zehntel unserer Bilder ausstellen. Es sind um die 1000 Bilder im Depot und ungefähr 130 Gemälde zeigen wir in der Dauerausst­ellung. Das ist ein guter Schnitt, auch wenn es natürlich schade ist, aus Platzgründ­en nicht alles präsentier­en zu können“, sagt Kurator Thomas von Taschitzki.

Über die Jahre sind viele bürgerscha­ftliche Schenkunge­n zur ohnehin schon großen Sammlung hinzugekom­men. Der Schwerpunk­t liegt bei regionalen und deutschen Künstlern. Besonders stolz ist das Museum auf Gemälde von Friedrich Nerly und Jakob Samuel Beck, die in ihrem Umfang und ihrer Provenienz die Herzstücke der museumseig­enen Sammlung bilden.

Neben Arbeiter-Bildnissen von Otto Knöpfer und Gemälden im Stil der Neuen Sachlichke­it von Tina Bauer-Pezellen schlummert auch das Luther-Tryptichon von Heinz

Zander in den Schiebewän­den des gut klimatisie­rten Depotraume­s.

„Zander hat die Bilder 1982 geschaffen und 1983 in der Barfüßerki­rche als Außenstell­e des Angermuseu­ms ausgestell­t. Die Resonanz auf diese farbgewalt­igen und auch zeitkritis­chen Bilder war sehr groß. Zuletzt waren die Bildnisse 2017 zu sehen“, wie sich Museumsdir­ektor Kai Uwe Schierz erinnert.

Im Lauf des vergangene­n Jahrhunder­ts wurden auch einige Stücke aus den Beständen verliehen oder weggegeben, wie ein FeiningerG­emälde, was eine neue Bleibe im Art Museum Milwaukee fand oder ein wertvoller Kandinsky, der im Guggenheim-Museum hängt.

Zwischen den Porträts, Stillleben und Landschaft­smalereien des 18. und 19. Jahrhunder­ts findet sich als besonderes Stück ein kleines Werk Albert Eberts, der durch seine naive Malerei vor allem in Halle an der Saale Bekannthei­t erlangte. Damit nicht alle dieser geschichts­trächtigen Bilder ungesehen im Keller des

Museums einlagern, werden sie gelegentli­ch mit Stücken aus der Dauerausst­ellung ausgetausc­ht: „In unregelmäß­igen Abständen schauen wir, was wir umhängen können“, so von Taschitzki. „Es gibt aber auch Gemälde, die wir immer an ihrem Platz lassen. Den Caspar David Friedrich ins Depot zu hängen, täte mir schon etwas weh.“

Zwischen den thematisch und alphabetis­ch sortierten Bilderwänd­en gibt es Stücke, die noch auf eine Restaurier­ung warten und mit sichernden Klebepapie­ren versehen sind, bevor sie für Ausstellun­gen oder Leihgaben in Frage kommen.

Auch ein anderer der Depoträume birgt ein paar ausbesseru­ngsbedürft­ige Schaustück­e. Im Raum der Mittelalte­rsammlung warten Holzund Steinplast­iken auf frische Farbe, ein geflicktes Loch oder einen freien Platz in der Ausstellun­g.

Zwischen den fragilen Heiligenbi­ldnissen ragt ein lederbezog­enes Setzschild besonders hervor: „Das ist eins der Schilde, die das alte Rathaus am Fischmarkt geziert haben. Wahrschein­lich wurde es auch tatsächlic­h im Kampf genutzt. Mit dem Abbruch des Rathauses war Erfurt recht freigiebig in der Verteilung dieser alten Schilde. Eines hat es sogar ins Metropolit­an Museum of Art in New York geschafft“, so Schierz.

„Wir können nur ein Zehntel unserer Bilder ausstellen.“Thomas von Taschitzki, Kurator

 ?? FOTOS (7): MARCO SCHMIDT ?? Kurator Thomas von Taschitzki ist für die Bestände des Angermuseu­ms verantwort­lich und kennt das Depot des Hauses wie seine Westentasc­he. Die Bilder an den Schiebewän­den sind alphabetis­ch und thematisch sortiert.
FOTOS (7): MARCO SCHMIDT Kurator Thomas von Taschitzki ist für die Bestände des Angermuseu­ms verantwort­lich und kennt das Depot des Hauses wie seine Westentasc­he. Die Bilder an den Schiebewän­den sind alphabetis­ch und thematisch sortiert.
 ??  ?? Auch Werke des Bildhauers und Bauhaus-Lehrers Gerhard Marcks sind in den Regalen des Angermuseu­ms zu finden.
Auch Werke des Bildhauers und Bauhaus-Lehrers Gerhard Marcks sind in den Regalen des Angermuseu­ms zu finden.
 ??  ?? „Eigentum des Volkes“klebt noch als historisch­es Überbleibs­el der DDRZeit an der Rückseite eines Gemäldes.
„Eigentum des Volkes“klebt noch als historisch­es Überbleibs­el der DDRZeit an der Rückseite eines Gemäldes.

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