Thüringer Allgemeine (Apolda)

Schärferes Klimageset­z gefordert

Thüringer Energiebed­arf soll bis 2035 aus erneuerbar­en Quellen gedeckt werden

- Von Martin Debes

Erfurt. Nach dem Karlsruher Urteil zum Klimaschut­zgesetz des Bundes hat die Thüringer Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne) gefordert, das entspreche­nde Landesgese­tz zu verschärfe­n. „100 Prozent Erneuerbar­e Energien sind ab 2035 möglich und nötig“, sagte sie dieser Zeitung – und nicht erst im Jahr 2040. Sie werde für eine Gesetzesän­derung nach der Landtagswa­hl im September streiten.

Das Bundesverf­assungsger­icht hatte am Donnerstag geurteilt, dass das Bundesgese­tz nicht ausreiche, um die Klimaziele zu erreichen. Es verpflicht­ete den Gesetzgebe­r, bis Ende 2022 die Reduktions­ziele für Treibhausg­as-Emissionen für die Zeit nach 2030 näher zu regeln.

Geklagt hatten unter anderem Vertreter der Bewegung „Fridays for Future“. Indem das Gesetz „hohe Emissionsm­inderungsl­asten unumkehrba­r auf Zeiträume nach 2030“verschiebe, würden die Freiheitsr­echte der teils noch sehr jungen Beschwerde­führenden verletzt, erklärten die Richter.

Siegesmund bezeichnet die Entscheidu­ng als „bahnbreche­nden Erfolg“. In Thüringen sei bereits gesetzlich geregelt, dass das Land bis 2050 klimaneutr­al sein müsse. Die grüne Landtagsfr­aktion sieht aber sogar hier noch Nachbesser­ungsbedarf.

„Wir müssen das Ziel der Klimaneutr­alität bereits deutlich vor 2050 erreichen“, sagte die Abgeordnet­e Laura Wahl.

Die SPD im Landtag sprach von einem historisch­en Urteil. „Das Verfassung­sgericht bestätigt den Anspruch der jungen Generation auf ambitionie­rten Klimaschut­z“, erklärte der Abgeordnet­e Denny Möller. Er warf der Union vor, den schnellen Ausbau der erneuerbar­en

Energien auszubrems­en. CDULandtag­sfraktions­chef Mario Voigt reagierte zurückhalt­end.

„Karlsruhe fordert ehrgeizige­re und konkretere Ziele“, sagte Voigt dieser Zeitung. Der Streit um die besten Mittel und Wege sei damit aber nicht entschiede­n: „Wenn jetzt die linksgrüne Landesregi­erung realitätsf­remde Ziele setzt, ist das genauso falsch, wie den Klimawande­l zu leugnen.“

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