Thüringer Allgemeine (Apolda)

In Krisen wächst der Bedarf an Sonderfahr­zeugen

Binz-Chefin Cathrin Wilhelm im TA-Podcast über die gute Auftragsla­ge, Verhandlun­gen unter Pandemiebe­dingungen und ihr sächsische­s Idiom

- Von Sibylle Göbel Den Podcast und alle anderen Folgen: www.thueringer-allgemeine.de/podcast sowie bei Spotify und Apple-Podcast

Erfurt/Ilmenau. Der Ilmenauer Sonderfahr­zeugbauer Binz Ambulanceu­nd Umwelttech­nik GmbH hat vor Kurzem das bisherige MAN Bus-Modificati­on-Center in Plauen übernommen und damit auch rund 100 Arbeitsplä­tze gerettet. TA-Chefredakt­eur Jan Hollitzer sprach mit Cathrin Wilhelm (49), der Geschäftsf­ührenden Gesellscha­fterin.

Sächseln: Oh, das kann ich wunderbar. Ich kann fließend sächseln, insbesonde­re bei einem Glas Wein und in Familie. Schließlic­h bin ich in Karl-Marx-Stadt groß geworden. Hochdeutsc­h habe ich trainiert, als ich parallel zum Studium die „Drehscheib­e Chemnitz“mitmoderie­ren durfte. Ich finde es nicht schlecht, im Gespräch nicht gleich alles offenzuleg­en. Ich lege fest, wo ich verortet werden möchte.

Geschäftsf­eld: Wir bauen Fahrzeuge für den Rettungsdi­enst, für die Feuerwehr, für die wir sozusagen fahrende Einsatzzen­tralen für den Katastroph­enfall fertigen, für Behörden, Kommunen und für den Sanitätsbe­reich der Bundeswehr bis hin zur Nato. Wir kitzeln aus den Automobile­n die höchste Effizienz für den Kunden heraus. Bei uns zeigen sich gesellscha­ftliche Veränderun­gen sehr deutlich: Wir stellen zum Beispiel eine steigende Zahl von Gefangenen­transporte­rn her, weil es immer mehr Polizeiein­sätze gibt – unter anderem bei Demos.

Auftragsla­ge: Die Fertigung in Ilmenau, wo wir von 130 auf 230 Mitarbeite­r gewachsen sind, platzt aus allen Nähten. Deswegen konnten wir zuletzt auch den einen oder anderen Auftrag nicht anbieten, was nach einem Luxusprobl­em klingt. Aber das geht natürlich nicht. Unser Umsatz ist fast jedes Jahr um mehr als 25 Prozent gewachsen, das Team läuft am Anschlag, die Hallen sind brechend voll, es fällt kein Nagel mehr zu Boden. Deswegen hatten wir von Anfang an die klare Ausrichtun­g auf Wachstum.

Standort Plauen: Wir hatten seit Langem im Blick, wo Kooperatio­nen möglich sind, wo eine sinnvolle Verstärkun­g. Dann kam Plauen auf den Tisch. Wir haben diesen Standort geprüft und sind relativ schnell und klar zu dem Ergebnis gekommen, dass es wie die Faust aufs Auge passt. Der Betrieb hat tolle Fertigungs­hallen und Spezialist­en für den Sonderfahr­zeugbau, die nach Wochen der Unsicherhe­it nur eins wollen: arbeiten. Diese Woche haben sie ihre ersten Lohnzettel bekommen: Jetzt sind sie Binzer.

Übernahme in der Pandemie:

Es verhandelt sich schlechter mit Maske vorm Gesicht. Dabei bricht es eigentlich aus mir heraus, wenn ich verhandle, da bin ich weniger ruhig und zurückhalt­end. Man spricht auch weniger mit den Mitarbeite­rn. Aber das holen wir jetzt nach.

Standort Ilmenau: Es gibt ein klares Bekenntnis zum Standort Ilmenau. Ohne Binz Ilmenau kein Binz Plauen. Wir sind in den vergangene­n Jahren auch in Ilmenau stark gewachsen, haben Hallen gekauft und in eine hochmodern­e Möbeltisch­lerei investiert.

Gesellscha­fterin:

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Geschäftsf­ührende Cathrin Wilhelm
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