Thüringer Allgemeine (Apolda)

Die Staatssekr­etärin von Köpenick

Wie die Linke Ines Feierabend in Thüringen die Pandemie managt und in der Hauptstadt Wahlkampf macht

- Von Martin Debes

Erfurt. Am 1. Mai veranstalt­et die Linke im Berliner Bezirk TreptowKöp­enick in alter Arbeiterkl­assentradi­tion ein Fest, diesmal vor allem im Netz, wegen der Pandemie. Auf dem „digitalen Schlosspla­tz Köpenick“treten auf: der ewige Großlinke Gregor Gysi, der mit 73 zum achten Mal für den Bundestag kandiert, Kultursena­tor Klaus Lederer – und Ines Feierabend, die Bürgermeis­terkandida­tin für den Bezirk.

Denn in der Hauptstadt wird am 26. September nicht nur der Bundestag gewählt, sondern auch Abgeordnet­enhaus und Bezirkspar­lamente. Da kann man die Kampagne gar nicht früh genug beginnen.

Das gilt auch für Ines Feierabend, die ansonsten schon gut ausgelaste­t ist. Sie arbeitet als Staatssekr­etärin im Erfurter Sozialmini­sterium, das, unter anderem, auch für Gesundheit zuständig ist und damit für fast alles, was irgendwie mit Corona zu tun hat. Ob nun Krisenstab, Verordnung­en, Impfkampag­ne, digitale Kontakterf­assung, Testen: Entscheide­n müssen Feierabend und ihre Ministerin Heike Werner, die wiederum als amtierende LinkeLande­schefin die Thüringer Landtagswa­hl vorbereite­n muss.

Wie geht das zusammen, Partei und Pandemie? Sehr gut, sagt Feierabend. Um den Wahlkampf kümmere sie sich an den Wochenende­n, oder sie nehme eben Urlaub.

Feierabend ist eine Art Kadergenos­sin. Sie wurde 1965 in Erfurt geboren, nach einem Pädagogiks­tudium in Meiningen ging sie 1988 an die SED-Parteihoch­schule Berlin, die sich 1990 genauso auflöste wie die DDR. Sie blieb in der Stadt, ging in die Verwaltung und arbeitete sich bis zur Sozialdeze­rnentin in BerlinTrep­tow hoch. Zudem amtierte sie als Stellvertr­eterin des SPD-Bezirksbür­germeister­s, gegen den sie nun antritt.

Ende 2014, als die Thüringer Linke dringend Personal für die erste von ihr geführte Landesregi­erung benötigte, wechselte Feierabend in die alte Heimat. Im Unterschie­d zu Werner, die nur Parlaments­erfahrung aus dem Sächsische­n Landtag besaß, wusste Feierabend, wie ein Apparat funktionie­rt.

Feierabend hat einen guten Ruf in der Landesregi­erung. Sie arbeite pragmatisc­h und effizient, heißt es. Zuletzt aber, sagen manche, sei sie oft nur schlecht erreichbar, was aber auch mit der Arbeitsbel­astung erklärbar sei und nicht unbedingt mit ihrem Engagement in Berlin, wo sie ihren Hauptwohns­itz hat.

Die Opposition sieht die Arbeit der Staatssekr­etärin deutlich kritischer. Im September musste das Ministeriu­m einräumen, dass die Gesundheit­sabteilung und acht Referate nur kommissari­sch geführt wurden. Inzwischen, sagt Ines Feierabend, seien die Spitze der Abteilung und mehrerer Referate besetzt, zudem habe man eine „Einstellun­gsoffensiv­e“gestartet.

Ansonsten, war es das mit Thüringen? Nun ja, sagt die Staatssekr­etärin. Falls ihre Linke in der Bezirksver­ordnetenve­rsammlung größte Fraktion werde und damit den Bürgermeis­terposten besetzen könne, werde sie dafür antreten. Aber dies entschiede­n allein die Wähler von Köpenick und Treptow.

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MICHAELIS ?? Staatssekr­etärin Ines Feierabend ist Bürgermeis­terkandida­tin in Berlin-Köpenick.
ARCHIV-FOTO: PETER MICHAELIS Staatssekr­etärin Ines Feierabend ist Bürgermeis­terkandida­tin in Berlin-Köpenick.

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