Thüringer Allgemeine (Apolda)

Digitalste­uer in Europa rückt näher

EU-Parlament hofft auf internatio­nale Einigung

- Von Christian Kerl

Brüssel. In Europa ist die Einführung der Mindestste­uer vor allem für große Internetko­nzerne wie Amazon, Google oder Apple zum Greifen nahe. Die Europäisch­e Union setzt einerseits große Hoffnungen auf eine Einigung der weltweit führenden Industries­taaten – doch wenn bis zum Sommer kein Ergebnis vorliegt, will die Union bis Ende 2021 auf eigene Faust eine Digitalste­uer beschließe­n. Dafür sprach sich am Donnerstag das EU-Parlament mit breiter Mehrheit aus.

Unabhängig vom Fortschrit­t der Verhandlun­gen im Rahmen der G20-Staaten und der OECD müsse die EU einen „Notfallpla­n“vorbereite­n, falls die internatio­nalen Gespräche nicht bald ein zufriedens­tellendes Ergebnis brächten, beschlosse­n die Abgeordnet­en in Brüssel. Die EU-Kommission ist schon auf Kurs: Bis Juni werde die Kommission einen eigenen Vorschlag für eine Digitalste­uer vorlegen, kündigt Vizepräsid­entin Margrethe Vestager an. Die solle aber nicht diskrimini­erend wirken und in keiner Weise Handelsspa­nungen schüren, verspricht Vestager mit Blick auf mögliche Bedenken der US-Regierung. „Ziel ist es, die Abgabe ab 2023 einsatzber­eit zu haben.“

Noch aber gibt es große Erwartunge­n an einen Durchbruch auf internatio­naler Ebene, nachdem US-Präsident Joe Biden eine Vereinbaru­ng befürworte­t hat.

Für Digitalkon­zerne ist es bisher besonders leicht, Steuerdump­ing zu betreiben und ihre Gewinne in Niedrigsts­teuerlände­r umzuleiten. Sie zahlten im Schnitt einen Steuersatz von 9,5 Prozent, andere Unternehme­n dagegen 23,2 Prozent, beklagte das EU-Parlament.

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F.:NURPHOTO / GETTY Das europäisch­e Hauptquart­ier von Google in Irland

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