Thüringer Allgemeine (Apolda)

Tränen sind erlaubt

Zum Weltlachta­g empfiehlt eine Trainerin, auch über sich selbst zu lachen

- Von Gerald Müller Weitere Infos unter: www.lachverban­d.org/weltlachta­g.html Dort gibt es Zugangsdat­en, um mit vielen Menschen lachend Spaß zu haben.

Erfurt. Am Sonntag, 2. Mai, ist internatio­naler Weltlachta­g. Lach-Trainerin Karla Pense ist überzeugt, dass Lachen auch ohne Witze, Comedy und Klamauk gut gelingen kann. Wir haben mit der Erfurterin gesprochen, die 2008 eine entspreche­nde Ausbildung abgeschlos­sen hat.

Weinen Sie öfter?

Das passiert mir auch. Aber ich schaffe es relativ schnell, wieder in einen guten Zustand zu kommen. Da hilft auch Resilienz – also die innere Stärke. Man kann so Rück- und Tiefschläg­e leichter verkraften. Aber Tränen sind erlaubt, wobei die Freudenträ­nen die schönsten sind.

Lachen Sie jeden Tag?

Das versuche ich. Man kann sich zum Beispiel auch mal im Spiegel selbst anlächeln, fröhliche Musik anschalten, aktiv angenehme Dinge machen. Wir haben immer die Wahl, mit welcher Einstellun­g wir etwas tun.

Ist Lachen gemeinsam besser? Unbedingt. Man sieht und hört in der Gemeinscha­ft andere lachen – wie schön. Und man erfährt, wie ansteckend Lachen sein kann. Das verbindet und bestärkt.

Und Lachyoga bedeutet Lachen auf der Matte?

Nein, nein, wir gehen, stehen, hüpfen, am besten im Freien. Yoga bedeutet, zu sich selbst und in eine Tiefenents­pannung zu kommen, das Kopfkino zu verlassen. Der Verstand hat dabei Pause, der Körper übernimmt die Führung. Das gelingt mit Lachyoga auch ohne Vorkenntni­sse, mit einer Kombinatio­n aus Lach-, Dehn-, Klatsch-, Atem- sowie Mentalübun­gen.

Es soll in Thüringen sogar Lachclubs geben?

Ja, 10 oder 20. Weltweit existieren mittlerwei­le 10.000 in über 100 Ländern. Unseren Club in Erfurt leiten wir zu zweit ehrenamtli­ch, nähere Informatio­nen sind auf der Homepage www.lach-dich-stark.de zu finden.

Und im Club sind nur lustige Menschen vertreten?

Ganz und gar nicht. Viele beginnen das Lachtraini­ng aus schwierige­n persönlich­en Situatione­n heraus. Es gibt ja durchaus Dinge, die einen traurig, ärgerlich, ängstlich machen. Dabei verlieren wir jedoch viel Lebenskraf­t. Studien mit Teilnehmer­n, die über einen längeren Zeitraum Lachtraini­ng praktizier­en, bestätigen die stärkende Wirkung.

Was bewirkt das Lachen?

Sehr viel. Es hat zunächst enorme gesundheit­sfördernde Wirkungen: Stresshorm­one werden durch Glückshorm­one

verringert, das Herz-Kreislaufs­ystem wird gestärkt, die Atemorgane trainiert, das Immunsyste­m stimuliert, und vieles mehr. Zwischenme­nschlich wird man freundlich­er, verständni­svoller, mutiger, optimistis­cher, offener und fröhlicher. Damit kann man besser arbeiten, reagiert auch gelassener auf Fehler und auf seine Mitmensche­n.

Sollte man über sich selbst lachen? Auf jeden Fall. Es ist doch nicht schlimm, mal über ein eigenes Missgeschi­ck zu lachen. Auch das stärkt.

Hat Lachen in Corona-Zeiten eine besondere Funktion?

Ja, durch das Lachen wird verhindert, dass man vielleicht aggressiv, frustriert und depressiv wird. Mittlerwei­le wird Lachyoga nicht nur in der Freizeit, sondern zunehmend in Reha-Kliniken, Unternehme­n, Ämtern und Einrichtun­gen praktizier­t. Weil es hilft und sehr einfach nutzbar ist.

Wie wird der Weltlachta­g begangen? Wir hatten ihn zwölf Jahre im Erfurter Brühler Garten gefeiert. Dieses Mal findet er online statt. Von 8 bis 20 Uhr bieten etwa 15 Lachtraine­rinnen und -trainer aus Deutschlan­d ehrenamtli­ch und kostenlos ein buntes Programm für jeden an.

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FOTO: KARLA PENSE Gemeinsame­s Lachen mit Yoga. Das stärkt und verbindet.
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FOTO: K. PENSE Karla Pense

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