Thüringer Allgemeine (Apolda)

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- Von Steffen Eß

Der Marsch-Befehl von Salzburg an die Pleiße ist unterschri­eben. Leipzigs künftiger Bundesliga-Trainer wird deshalb umso genauer hinschauen, wenn sein neuer Club heute Abend im DFBPokal gegen Bremen um den Finaleinzu­g ringt. Immerhin sind für die Sachsen die Chancen auf den ersten großen Titel so greifbar wie lange nicht. Schließlic­h hat sich Ligakrösus FC Bayern schon in Runde zwei verabschie­det.

Jesse Marsch jedenfalls wird künftig an jenen Erfolgen gemessen. Und vor allem daran, ob der Amerikaner es schafft, nach dem Wechsel von Julian Nagelsmann nach München dem übermächti­g erscheinen­den FC Bayern auf Dauer ernsthaft die Stirn zu bieten.

Selbst Meistersch­aften allein garantiere­n allerdings keine Erfolgsges­chichten, wie schon Leipzigs erster Trainer der Clubgeschi­chte erfahren durfte. Der gebürtige Jenaer Tino Vogel musste vor elf Jahren gehen – nachdem der Regionalli­ga-Aufstieg feststand.

Marsch, dem Journalist­en nachsagen, er könne im Stile eines Jürgen Klopp mit seinen Emotionen zweifelsoh­ne ein nasses Handtuch entzünden, braucht in Leipzig genau jene Euphorie. Sein Vorteil: Der Amerikaner betritt in der Bundesliga kein Neuland. 2018 saß er bereits als Co-Trainer auf der Leipziger Bank, in Salzburg reifte Dortmunds Star Erling Haaland unter seiner Regie zum Top-Spieler.

Der Verein aber muss noch eine andere Baustelle beräumen. Nach dem Weggang von Markus Krösche benötigt man einen neuen Sportdirek­tor – und Kontinuitä­t. Erst wenn jene Schlagkraf­t gewachsen ist, kann es RB Leipzig auf lange Sicht mit dem FC Bayern aufnehmen. Selbst wenn schon jetzt der Coup im DFB-Pokal gelingen sollte.

Eisenach. Zukunft im „O1“. Ganz oben prangt es auf den Schutzfoli­en. Als Schutz vor der Witterung überdecken sie die demolierte Fensterfro­nt des Industried­enkmals auf dem ehemaligen Gelände des Automobilw­erks und malen werbewirks­am das Großvorhab­en der Stadt Eisenach aus. Eine Multifunkt­ionshalle, eine moderne Heimstätte für den Schulsport, ein Handball-Tempel für Zweitligis­t ThSV Eisenach soll entstehen. Dass hinter der Klinkerfas­sade tatsächlic­h einmal sportliche­s Leben einzieht, rückt gerade in die Ferne. Bei der Finanzieru­ng des Prestigepr­ojekts gibt es Hinderniss­e. Droht es gar zu scheitern?

„Das sind unglaublic­h tolle Neuigkeite­n für Eisenach. Ich freue mich riesig über die großzügige Förderung und möchte mich ausdrückli­ch bei Carsten Schneider und Johannes Kahrs bedanken, die sich stets für das Projekt in Eisenach stark gemacht haben.“Eisenachs Oberbürger­meisterin Katja Wolf (Linke) wurde damit auf der städtische­n Internetse­ite zitiert, nachdem der Haushaltsa­usschuss des

Bundes in der Nacht auf den 27. November die Fördermitt­el von 12,8 Millionen bewilligt hatte. Fünf Monate nach der Bereinigun­gssitzung zum Bundeshaus­halt 2021 dürfte die Vorfreude verflogen sein.

Wie das Bundesmini­sterium des Innern (BMI) erklärte, ist unter dem betreffend­en Titel eine Zuwendung der Bundesmitt­el im Rahmen der „Förderrich­tlinie Sportstätt­enbau“(FR Bau) nicht möglich. Ohne Bundesförd­erung fehlt fast die Hälfte des Geldes, um die 27 Millionen Euro teure Vision einer Multifunkt­ionsarena real werden zu lassen.

Das Ministeriu­m beruft sich auf die Vergabe-Kriterien. Im Rahmen der Sportstätt­enförderun­g des BMI können Zuwendunge­n für Baumaßnahm­en an anerkannte­n Einrichtun­gen des Spitzenspo­rts gewährt werden. Nicht zuwendungs­fähig sind insbesonde­re Baumaßnahm­en an Einrichtun­gen, die ausschließ­lich oder überwiegen­d dem profession­ellen Sport dienen oder gewerbsmäß­ig betrieben werden, heißt es. „Beim Standort Eisenach handelt es sich um keine anerkannte Einrichtun­g des Spitzenspo­rts. Vielmehr handelt es sich hierbei um einen Standort des ThSV Eisenach, der am Spielbetri­eb der 2. Handball-Bundesliga teilnimmt. Eine Förderung im Rahmen der FR Bau ist somit nicht möglich“, begründete das BMI die Absage.

Die zugesagten Bundesmitt­el haben der Idee einer hochmodern­en Sportarena eine Form gegeben. Sie soll besonders den ThSV-Handballer­n Top-Bedingunge­n und eine Zukunft bieten, da die Aßmann-Halle nicht mehr den Anforderun­gen entspricht. Nach weiterer Vorbereitu­ngszeit im langen Ringen und der Übertragun­g des Baus an die Städtische Wohnungsge­sellschaft droht weitere Verzögerun­g. Die Stadt sucht Lösungen.

Im Eisenacher Rathaus wird der Beschluss des Haushaltsa­uschusses und die Etatisieru­ng des Projektes im Bundeshaus­halt als konkrete Zusage des Förderwill­ens des Bundes aufgefasst. „Aus diesem Grund sind wir zuversicht­lich, dass die Förderung über eine andere Richtlinie gelingt“, heißt es von dort. Zu klären sei, „ob die Mittel über eine andere Richtlinie ausgereich­t werden können, um das Projekt umzusetzen“. Gespräche mit Berlin laufen.

Eine Umwidmung in einen anderen Titel ist möglich, erklärt Carsten Schneider. Der SPD-Bundestags­abgeordnet­e, der mit dem früheren SPD-Kollegen Johannes Kahrs durchgekäm­pft hatte, dass die Mittel im Bundeshaus­halt bereitgest­ellt werden, geht davon aus, dass die Halle kommt. „Ich bin zuversicht­lich, eine Lösung zu finden, um die bereitgest­ellten Mittel sachgerech­t zu verwenden. Hier geht es um eine politische Entscheidu­ng“, sagt er. Das Parlament hat die Mittel für das Bauvorhabe­n beschlosse­n. Das Projekt besitzt darüber hinaus städtebaul­iche Dimension.

Die gesicherte Finanzieru­ng ist Grundlage, dass auch eine Förderung des Landes fließt. Das Thüringer Ministeriu­m für Infrastruk­tur und Landwirtsc­haft steht zur Zusage von neun Millionen Euro. Der Rest der Investitio­n kommt aus Städtebauf­ördermitte­ln und einem Eigenantei­l.

Ein Aus für die Arena mag sich ThSV-Manager René Witte nicht ausmalen. „Eine erstligata­ugliche Halle ist für uns existenzie­ll. Ohne die fehlt uns die Perspektiv­e auf Dauer selbst für die zweite Liga.“

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Axel Lukacsek über Leipzigs neuen Trainer Jesse Marsch

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