Thüringer Allgemeine (Apolda)

Pflegerin tötet vier Behinderte

Unfassbare Gewalttat in Wohnheim – Haftbefehl gegen 51-jährige Frau erlassen

- Von Andreas Gandzior und Dennis Meischen

Potsdam. Es ist gespenstis­ch still vor der diakonisch­en Einrichtun­g in Potsdam. Kein Blaulicht, keine Absperrbän­der, kein Auto weit und breit. Doch vor dem Eingang sammeln sich in der Nacht zum Donnerstag Kamerateam­s und Fotografen – aus einem traurigen Grund: Hier hat sich eine unfassbare Gewalttat ereignet.

Der Tatort ist das Thusnelda-vonSaldern-Haus, eine Wohnstätte für 65 Erwachsene mit mehrfachen schweren geistigen und körperlich­en Behinderun­gen. Ein Anruf bei der Polizei hatte am Mittwochab­end einen Großeinsat­z in der brandenbur­gischen Landeshaup­tstadt ausgelöst. In einem Wohnheim fanden die Einsatzkrä­fte dann in unterschie­dlichen Zimmern einer Station vier Leichen sowie eine schwer verletzte Frau. Die Opfer erlitten Schnittver­letzungen an der Kehle. Die Todesursac­he laut Polizei: „schwere äußere Gewaltanwe­ndung“.

Wenig später wurde eine dringend tatverdäch­tige 51-Jährige festgenomm­en. Warum die Frau die Tat begangen haben sollte, ist bisher nicht bekannt. Die Staatsanwa­ltschaft Potsdam beantragte einen Haftbefehl wegen Totschlags gegen die Frau. „Mordmerkma­le liegen nicht vor“, so Behördensp­recherin Hanna Urban.

Die Pflegerin soll die Opfer mit einem Messer getötet haben, schreibt die „Bild“-Zeitung, die Frau wurde in eine Psychiatri­e eingewiese­n. Ein Sprecher der Staatsanwa­ltschaft sagte nach der Vorführung beim Haftrichte­r der Nachrichte­nagentur AFP, es gebe „entspreche­nde Hinweise“auf eine psychiatri­sche Erkrankung.

Die vier Todesopfer waren nach Angaben der diakonisch­en Einrichtun­g langjährig­e Bewohner. „Zwei von ihnen haben hier seit ihrer Kindheit gelebt“, sagte Bereichsle­iterin Tina Mäueler.

Die Verdächtig­e soll nach übereinsti­mmenden Medienberi­chten ihrem Mann von der Tat berichtet haben, als sie nach Hause kam. Der habe dann die Polizei informiert.

Der gewaltsame Tod der vier Bewohner hat tiefe Bestürzung ausgelöst. Anwohner legten Blumen vor dem Gebäude im Stadtteil Babelsberg nieder. Am Abend sollte mit einer Gedenkanda­cht, zu der nur Angehörige und Mitarbeite­r eingeladen waren, an die Opfer erinnert werden.

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FOTO: DPA Kriminalpo­lizisten auf dem Gelände des Wohnheims.

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