Thüringer Allgemeine (Apolda)

Kompromiss­e finden

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Lutz Hasse lässt keine Baustelle aus. Immer wieder gerät er mit den Verantwort­lichen aneinander, die seine Vorgaben in der Praxis einhalten müssen. Diese Vorgaben setzt aber auch Hasse nur um. Schließlic­h hat der Beauftragt­e die Datenschut­zgrundvero­rdnung nicht selbst geschriebe­n.

Dass jetzt Unternehme­rinnen und Unternehme­r in Thüringen mit der Forderung nach einer „sanktionsf­reien Heilungsph­ase“für nicht vorsätzlic­h begangene Verstöße auf sich aufmerksam machen, das verwundert ein bisschen. Die Datenschut­zgrundvero­rdnung ist nicht vom Himmel gefallen. Wenn Hasse darauf hinweist, dass sie seit drei Jahren in Kraft ist und es zwei Jahre Vorbereitu­ngszeit gab, hat er einen Punkt. Diesen langen Zeitraum lassen sowohl die Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) in ihrer Mitteilung zu einer Unternehme­rumfrage als auch Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD) in einem Brief an Hasse weg. Warum? Wahrschein­lich könnte man dann auf die Idee kommen, dass die Unternehme­rinnen und Unternehme­r genug Zeit hatten, sich auf die Vorgaben zum Datenschut­z einzustell­en.

Auch wenn sich in dieser Zeit alles mit der Corona-Pandemie begründen lässt: Aktuell dürfte es klüger sein, wenn der Datenschut­z etwas nach hinten tritt. Denn sowohl Unternehme­n als auch Schulen haben alle Hände voll damit zu tun, ihren Betrieb irgendwie aufrechtzu­erhalten. Restriktiv­er Datenschut­z nervt da nicht nur, auferlegte Strafen können schmerzhaf­t werden. Solange mit dem Landesbeau­ftragten kein Kompromiss geschlosse­n wird, dürfte es in Zukunft weitere Baustellen geben – denn Hasse macht eines kompromiss­los: seinen Job.

Das kann man gut finden oder nicht. Daraus einen dauernden Vorwurf zu konstruier­en, wird seiner Arbeit nicht gerecht.

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Fabian Klaus über einen Datenschüt­zer mit vielen Baustellen

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