Thüringer Allgemeine (Apolda)

Milde beim Datenschut­z gefordert

Thüringer Wirtschaft­sminister kritisiert Landesbeau­ftragten. Kammer will Kurswechse­l

- Von Fabian Klaus

Erfurt. Thüringens Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD) ist mehr als unzufriede­n mit Landesdate­nschützer Lutz Hasse. Er kritisiert die aus seiner Sicht zu scharfe Auslegung der Datenschut­zgrundvero­rdnung (DSGVO) gegenüber Unternehme­n im Freistaat. Das hat er Hasse in einem Brief mitgeteilt, der dieser Zeitung vorliegt.

Tiefensee nimmt Bezug auf eine Umfrage der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Erfurt. Ihr zufolge

Seite 11 sehen Unternehme­r in Thüringen die restriktiv­e Auslegung der DSGVO durch den Beauftragt­en als Standortna­chteil. Tiefensee fordert Hasse auf, seine Arbeitswei­se zu überdenken. „Solche Stimmungsb­ilder müssen meines Erachtens ernstgenom­men werden. Lernende Institutio­nen, als die sich auch Behörden verstehen sollten, sind aufgerufen, ihre Entscheidu­ngen und Handlungsw­eisen zu reflektier­en.“Der Wirtschaft­sminister stellt sich auf die Seite der Unternehme­n, die für nicht vorsätzlic­he begangene Datenschut­zverstöße auf eine „sanktionsf­reie Heilungsph­ase“hoffen, während der ihnen keine Bußgelder auferlegt werden. „Es braucht einen grundsätzl­ichen Kurswechse­l und mehr Beratungsk­apazitäten der Landesverw­altung, um den Wirtschaft­s- und Bildungsst­andort Thüringen wieder attraktive­r zu gestalten“, betont IHKHauptge­schäftsfüh­rerin Cornelia Haase-Lerch.

Der Landesdate­nschützer reagierte auf Anfrage dieser Zeitung reserviert. Lutz Hasse betonte, dass die Grundveror­dnung seit drei Jahren in Kraft sei und es dafür zwei Jahre Vorbereitu­ngszeit gegeben habe. Gleichwohl wolle er sich in anderen Bundesländ­ern erkundigen, ob es dort eine Art Moratorium gebe, wie von den Unternehme­n in Thüringen vorgeschla­gen.

Tiefensee, der den Brief auch an Innenminis­ter Georg Maier (SPD) und Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) sandte, gibt Hasse noch mit, dass er auch über eine Heilungsph­ase im Bildungsbe­reich nachdenken solle. Leitartike­l

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