Thüringer Allgemeine (Apolda)

Geteiltes Echo auf Maaßen-Wahl

37 Delegierte stimmen für Ex-Verfassung­sschützer als CDU-Direktkand­idat

- Von Fabian Klaus

Suhl. Hans-Georg Maaßen kommt pünktlich. Überpünktl­ich. Plötzlich steht der prominente CDU-Mann im Simson-Saal im Suhler Kongressze­ntrum. Dort will er sich bei den CDU-Delegierte­n in Südthüring­en darum bewerben, für sie das Direktmand­at im Wahlkreis 196 holen zu dürfen. Auf Twitter kursieren schon vor Veranstalt­ungsbeginn die ersten Bilder. Dass er im SimsonSaal nominiert werden soll, nimmt der SPD-Landesvors­itzende Georg Maier auf und schreibt: „Mich würde interessie­ren, ob Herr Maaßen weiß, was Simson ist.“Maier ist nicht nur begeistert­er SchwalbeFa­hrer – er sieht den SPD-Coup in Gefahr, im Wahlkreis mit der Biathlon-Legende Frank Ullrich das Direktmand­at zu holen. Denn Maaßen ist bekannt wie umstritten.

In der Partei sorgt seine geplante Nominierun­g seit Wochen für Wirbel. Generalsek­retär Christian Herrgott adressiert vor Veranstalt­ungsbeginn, was er von Maaßen erwartet: „Wenn er nominiert wird, dann erwarten wir, dass er als Teamspiele­r im Sinne der Landes- und Bundespart­ei agiert.“

Ob Maaßen das jetzt abbilden kann und will, werden die nächsten Monate zeigen. Die Delegierte­n in Suhl wählen ihn mit breiter Mehrheit. Von den 43 stimmberec­htigten Mitglieder­n sagen 37 „Ja“zu dem ehemaligen Präsidente­n des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz. Sechs Stimmen für den Rechtsanwa­lt Hardy Herbert. Hans-Arno Simon hatte seine Kandidatur zurückgezo­gen und für Herbert geworben. Simon bleibt bei der Delegierte­nversammlu­ng die einzige Stimme der Kritiker. Er sagt: „Nach meiner persönlich­en Überzeugun­g ist das Beste für die Partei in Südthüring­en nicht Herr Maaßen.“

Am Tag nach der Nominierun­g bekommt er Unterstütz­ung vom Eichsfelde­r Landrat Werner Henning. Das CDU-Urgestein teilt mit: „Die Nachrichte­n machen mich traurig.“Henning sagt, er verstehe nicht, wer die Fangemeind­e des Mannes sei, „was sie ist und wohin sie will“. Mit der Entscheidu­ng würden viele von einem „gesuchten Thüringen“ferngehalt­en, die „gern mehr mit dazu gehören würden aber das Laute und Sprunghaft­e im eigenen Staate fürchten“.

Maaßen gibt sich in seiner Vorstellun­gsrede informiert. Er spricht über die Südlink-Trasse aber auch über die Erstaufnah­meeinricht­ung, die in Suhl Probleme bereite. Er polarisier­t auch in seiner Vorstellun­gsrede – als es um Abschiebun­gen

geht, er über das Aufenthalt­sgesetz spricht: „Es kann nicht sein, dass ausländisc­he Straftäter nicht abgeschobe­n werden, weil die Thüringisc­he Landesregi­erung es nicht anwenden will.“Oder: „Bei den linken Parteien sah und sehe ich einen Hang zu politische­r Romantik, Arroganz und Fanatismus.“

Seine Nominierun­g löst ein geteiltes Echo aus. „Maaßen ist Höcke im Dreiteiler“, sagt die Bundesvors­itzende der Linksparte­i, Susanne Hennig-Wellsow, dieser Zeitung. Die Entscheidu­ng der Union in Südthüring­en gebe „einen deutlichen Hinweis darauf, dass die CDU in Thüringen den 5. Februar und die Wahl von Kemmerich noch lange nicht aufgearbei­tet hat und es Teile in der CDU in Thüringen gibt, die einen Hang zur extremen Rechten haben“, sagt sie.

Auch innerhalb der CDU gibt es Widerstand. Beispielsw­eise von Serap Güler, Mitglied im CDU-Bundesvors­tand. Sie twitterte in Richtung der 37 Delegierte­n, die Maaßen wählten: „Ihr habt echt den Knall nicht gehört!“

Aber es gab auch Zuspruch. Der Thüringer CDU-Bundestags­abgeordnet­e Albert Weiler gratuliert Maaßen und kritisiert die Reaktionen: „Diese Empörungsk­ultur mit erhobenem Zeigefinge­r und der moralische­n Überhöhung der eigenen Meinung ist unerträgli­ch geworden. Erwachsene Menschen haben anscheinen­d nichts anderes mehr zu tun, als sich den ganzen Tag gegenseiti­g zu belehren.“

 ?? FOTO: SASCHA FROMM ?? Freundlich­e Begrüßung unter Konkurrent­en: Hans-Georg Maaßen (rechts) zieht für die CDU Südthüring­en in den Bundestags­wahlkampf. Hans-Arno Simon (links), der seine Bewerbung um das Mandat zurückzog, teilte seine Überzeugun­g mit, dass Maaßen nicht das Beste für die Partei sei.
FOTO: SASCHA FROMM Freundlich­e Begrüßung unter Konkurrent­en: Hans-Georg Maaßen (rechts) zieht für die CDU Südthüring­en in den Bundestags­wahlkampf. Hans-Arno Simon (links), der seine Bewerbung um das Mandat zurückzog, teilte seine Überzeugun­g mit, dass Maaßen nicht das Beste für die Partei sei.

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