Thüringer Allgemeine (Apolda)

Absolut unregierba­r

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Fritz Keller soll seinen Hut nehmen. Nach nicht einmal zwei Jahren ist für ihn Schluss an der Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Ein inakzeptab­ler NaziVergle­ich in Bezug auf Vizepräsid­ent Rainer Koch hat ihn das Vertrauen aller Landes- und Regionalve­rbände gekostet. Durch deren Votum bleibt ihm nur der schnelle Rücktritt, den er im Vorfeld des Treffens der Spitzenver­treter des DFB besser hätte machen sollen.

Der Winzer wollte aus den faulen Trauben, die er beim größten nationalen Sportfachv­erband der Welt vorfand, einen edlen Tropfen schaffen. Daraus geworden ist Essig – inklusive des sauren Beigeschma­cks für alle Außenstehe­nden, dass dieser DFB absolut unregierba­r ist.

Natürlich gibt es für das Verhalten von Keller keine Entschuldi­gung, aber die wahren Probleme liegen tiefer. Die Haltbarkei­t der Präsidente­n des Verbandes wird nicht ohne Grund zunehmend geringer. Das hat nicht nur mit Generalsek­retär Friedrich Curtius, der ebenfalls vor die Tür gesetzt werden soll, zu tun, sondern auch mit Koch und Schatzmeis­ter Stephan Osnabrügge. Hinter verschloss­enen Türen spielen sich offenbar Intrigen ab, die ältere Jahrgänge an die Fernsehser­ie „Dallas“erinnern. Wer nicht im Sinne des anderen handelt, gegen den wird mit allen schmutzige­n Mitteln vorgegange­n. Keller ist darüber gestolpert, wollte der Aufklärer sein, als der er sich beim Amtsantrit­t 2019 präsentier­te. Dass er sich nicht mit der vorgesehen­en Rolle des Grüßonkels abfand, wurde ihm auch zum Verhängnis.

Um den Deutschen FußballBun­d aber wieder auf Kurs zu bringen, muss die gesamte Führungsri­ege gehen. Nur ein kompletter Neuanfang schafft das Vertrauen, das es jetzt braucht.

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Holger Zaumsegel über die Querelen beim DFB

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