Der Erzrivale hat das letzte Wort
Elxlebens Rollstuhlbasketballer verlieren Endspiel um die europäische Krone mit 67:71
Wetzlar. Wie fast immer, wenn die beiden besten deutschen Rollstuhlbasketball-Teams aufeinandertreffen, war auch gestern Abend Hochspannung garantiert. Diesmal ging es um nicht weniger als die europäische Krone, als Titelverteidiger RSB Thuringia Bulls aus Elxleben im Finale des Champions Cups 2021 auf den gastgebenden RSV Lahn-Dill aus Wetzlar traf. Beide dominieren die nationale und internationale Szene seit Jahren, vor dem gestrigen 45. Duell stand es 23:21 für die Bulls.
Beide Teams begannen nach ihren starken Leistungen im Halbfinale gegen die beiden besten spanischen Teams (Bulls 85:63 gegen Bilbao, Lahn-Dill 76:61 gegen Madrid) sehr fokussiert und selbstbewusst. Die Elxlebener erwischten den besseren Start, führten nach drei Minuten 7:3. Doch der deutsche Rekordmeister
antwortete mit einem 8:0Lauf zum 11:7 (7.). Mit schnellen Pässen zog Lahn-Dill die Defense der Bulls gut auseinander, während den Thüringern ihre anfängliche Treffsicherheit abhanden kam.
Somit setzte sich das als leichter Favorit ins Spiel gegangene Team aus Wetzlar in der heimischen Rittal-Arena bis zum Ende des ersten Viertels auf 19:9 ab – 13 Punkte davon erzielte Thomas Böhme, der schon das Halbfinalspiel gegen Madrid mit 35 Punkten entschieden hatte und den die Bulls vor zwei Jahren gern verpflichtet hätten.
Just als es so wirkte, dass die Bulls ein ähnliches Problem bekommen würden wie im Meisterschaftsduell im März, als die Teamkameraden für ihre beiden an diesem Tag schwächelnden Topscorer Halouski und Azad nicht in die Bresche springen konnten und die Elxlebener nach 75 Siegen in Folge erstmals wieder verloren hatten, setzten Albrecht, Podnieks und Bienek ein Zeichen: Sie erzielten zusammen neun Punkte bei der Aufholjagd zum Start des zweiten Viertels auf 20:23 (15.). Es blieb ein Spiel der Läufe: Keine drei Minuten später hatte sich Lahn-Dill wieder auf 32:22 abgesetzt. Halouski und der diesmal noch nicht so starke Azad, im Viertelfinale und Halbfinale bester Mann der Elxlebener, verkürzten bis zur Halbzeit auf 26:32.
Vahid Azad dreht nach der Halbzeit auf
Eben jener Azad machte gleich so weiter, traf erst selbst, legte Bienek dann klasse zum 30:32 auf und traf drei weitere tolle Würfe. Die Bulls hatten zum 40:40 ausgeglichen (25.), obwohl ihnen Böhme und Serio defensiv weiterhin Probleme bereiteten. Passenderweise war es Azad, der am Ende des dritten Viertels mit seinen Punkten neun und zehn in diesem Abschnitt für die erste Elxlebener Führung seit langem sorgte – 50:49.
Gerade, als die Bulls das Momentum auf ihrer Seite hatten, sorgte eine Fehlentscheidung der Referees für Kopfschütteln: Azad bekam sein viertes Foul zugesprochen, was keines war – beim fünften wäre der iranische Center disqualifiziert. Doch die Bulls spielten unbeeindruckt weiter, während Lahn-Dill nun einige Würfe daneben setzte. Fünf Minuten vor Schluss führte Elxleben mit 61:57. Doch Wetzlar ließ sich nicht abschütteln, zweieinhalb Minuten vor Schluss hatte der Sieger der Bundesliga-Hauptrunde, der bald im Meisterschaftsfinale auf die Bulls trifft, zum 63:63 ausgeglichen.
Der letzte Lauf des Abends gehörte dem RSV Lahn-Dill, die mit 69:65 in Führung gingen. Zwar verkürzte Azad (Bulls-Topscorer mit 20 Punkten) noch einmal, doch Elxleben lief die Zeit davon. Der starke Kapitän Bienek foulte Serio unglücklich, sodass die Bulls nicht mehr in Ballbesitz kamen und Lahn-Dill zu dessen 71:67-Erfolg gratulieren mussten.