Thüringer Allgemeine (Apolda)

Kulturelle Einblicke

- Von Silvana Tismer

Lindewerra. Josef Keppler, Michael Geyer und Erhard Heinrich schmunzeln, wenn sie an das Datum zurückdenk­en, an dem das Stockmache­rmuseum eröffnet wurde: 7. Oktober 1989. „Zum 40. Jahrestag der DDR“, fügt Keppler hinzu. Nur vier Wochen später kamen die Besucher schon aus dem benachbart­en Hessen.

1989 hat es noch acht selbststän­dige Stockmache­rbetriebe in Lindewerra gegeben. Eigentlich sollten sie sich längst nach Staatswill­en zu einer PGH, einer Produktion­sgenossens­chaft des Handwerks, zusammensc­hließen. Dagegen aber konnte man sich erfolgreic­h wehren. Geyers Vater Wolfgang war der Obermeiste­r. Heute ist Michael Geyer der letzte Stockmache­r im Ort.

1980, so erzählt Vereinsvor­sitzender Josef Keppler, gab es die erste Stockausst­ellung im Ort. Nach der Wende kam er mit einem Chronisten aus Bovenden-Eddigehaus­en zusammen. Gemeinsam fand man heraus, dass Wilhelm Ludwig Wagner, der Begründer dieses Handwerks im Ort, 1836 in Lindewerra ankam. „ Ihm hat der Ort viel zu verdanken“, nickt Michael Geyer.

Seine Blütezeit erreicht dieses Handwerk in Lindewerra in den 20er-Jahren des 20. Jahrhunder­ts. „1890 gab es sechs Betriebe, 1921 aber 21“, weiß Josef Keppler. Um 1920 verließ jährlich mehr als eine halbe Million Stöcke das Dorf. In alle Welt gingen sie. „Damals, zu DDR-Zeiten und auch jetzt“, sagt Geyer. Selbst der Schauspiel­er Hugh Laurie soll in seiner Rolle „Dr. House“einen Stock aus Lindewerrr­a benutzen.

1989 entschied man sich, in einer Stockmache­rwerkstadt ein kleines

„Noch vor 50 bis 100 Jahren war ein Herr nur modern, wenn er einen Stock hatte.“Josef Keppler, Vereinsvor­sitzender

Museum einzuricht­en. Im alten Backhaus kann Erhard Heinrich, der selbst aus einem Stockmache­rhaushalt stammt und als Kind mit in der Werkstatt zufasste, jeden Arbeitssch­ritt erklären. 32 sind es insgesamt. Auch, welches Holz sich am besten jeweils eignet. Kastanie, Eiche, Schwarzdor­n…

Im kleinen Museum riecht es förmlich nach Handwerk. Zahllose Stocksorte­n gibt es zu bewundern. Die ältesten stammen aus der Grün

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