Thüringer Allgemeine (Apolda)

Schulkonte­n im Freistaat: Bares wird Rares

Grundstein für mehr Eigenveran­twortung gelegt. Lehrerverb­and sieht weiterhin Handlungsb­edarf bei Klassenfah­rten

- Von Elmar Otto

Erfurt. Bislang ging in vielen Thüringer Schulen noch das Marmeladen­glas rum, wenn der Lehrer Geld von den Schülern einsammeln wollte. Doch diese Zeit hat nun ein Ende. Künftig dürfen an Schulen ganz offiziell Girokonten geführt werden. Ein entspreche­nder Entwurf der CDU-Fraktion zur Änderung des Schulgeset­zes ist einstimmig im Landtag beschlosse­n worden.

Carola Böck freut sich über den aus ihrer Sicht lange überfällig­en Schritt. „Damit gibt es endlich rechtliche Sicherheit“, sagt die Pädagogin, die seit zwölf Jahren Schulleite­rin der Regelschul­e Ellrich im Landkreis Nordhausen ist. In der

Vergangenh­eit mussten ihre Kollegen und sie sich das Geld für Kopien oder Ausflüge von den 250 Schülern in bar geben lassen. „Das sind dann auch schnell mal 30 bis 40 Euro pro Person und bei einer Klassenfah­rt sogar zwischen 200 und 300 Euro. Die musste der Klassenleh­rer immer auf seinem eigenen Konto oder bar mit sich herumgetra­gen und dann im Schultreso­r einschließ­en“, berichtet Böck.

Als Schulleite­rin hat sie selbst ein Konto eingericht­et, das so halb legitim war und das sie im Vier-AugenPrinz­ip mit der Sachbearbe­iterin verwaltete. Darauf ging das Geld für Kinder aus sozial schwächere­n Elternhäus­ern ein, die staatliche Hilfe vom Jobcenter bekommen, um beispielsw­eise an Exkursione­n teilnehmen zu können. „Weil es dafür keine Regelung gab, war ich immer für alles selbst verantwort­lich, wenn etwas schief gelaufen wäre, dann hätte ich dafür gehaftet“, sagt Böck.

Im Parlament wurde, was selten ist, fraktionsü­bergreifen­d für die Novelle gestimmt. „Mit unserem Gesetzentw­urf schaffen wir Rechtssich­erheit und mehr Eigenveran­twortung für die Thüringer Schulen“, sagt CDU-Fraktionsv­ize Christian Tischner. Mit Blick auf Schulbudge­ts und den Einsatz von Projektmit­teln lege man damit den Grundstein für mehr Eigenveran­twortung der Schulen.

Auch der Landesvors­itzende des Thüringer Lehrerverb­andes, Rolf

Busch, begrüßt die Änderung ausdrückli­ch. „Allerdings besteht trotzdem nach wie vor dringend Handlungsb­edarf in Sachen Klassenfah­rten, denn die Anmeldefri­sten und -verfahren sind viel zu praxisfern und komplizier­t“, mahnt er.

Schulleite­rin Böck weist darauf hin, dass in den Durchführu­ngsbestimm­ungen möglichst rasch jetzt noch Details geklärt werden sollten. Dabei geht es unter anderem darum, wer Zugriff auf das Konto hat. Nur die Schule oder auch der Schulträge­r? Nicht zuletzt sollten Lehrer auch nicht mit noch mehr Bürokratie belastet werden.

Im Bildungsmi­nisterium ist man bereits dabei, die noch offenen Umsetzungs­fragen zu klären. „Dabei werden wir natürlich Wert darauf legen, dass die Regelungen für die Schulen praktikabe­l sind“, betont ein Sprecher von Ressortche­f Helmut Holter (Linke).

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FOTO: CHRISTIAN TISCHNER „Mit dem Gesetzentw­urf schaffen wir Rechtssich­erheit“, sagt CDUFraktio­nsvize Christian Tischner überzeugt.

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